Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Wiener Staatsoper und der neu geschmückte „Eiserne“ ….. ein Farbjuwel als Wegwerfprodukt

Wiener Staatsoper und der neu geschmückte „Eiserne“ ….. ein Farbjuwel als Wegwerfprodukt

vh
Beatriz Milhazes, Pink Sunshine, Eiserner Vorhang, museum in progress, Wiener Staatsoper, 2021/2022, © museum in progress (www.mip.at)

Man darf es gut und gern als modern und interessant bezeichnen. Doch man kann ebenso denken, dies als ein gewisses Zeichen des Verlustes eigenständiger heimischer Kultur anzusehen. Die alljährliche Verhüllung des originalen Eisernen Vorhanges der Wiener Staatsoper mit von einer Kunstvermarktungs-Clique ausgewählten modisch-modernen Bildideen von zumeist – aber nicht nur – hier völlig unbekannten Künstlern. Cerith Wyn Evans, Rikrit Tiravanija, D. Gonzalez-Foerster, Tauba Auerbach, Elmgreen & Dragset oder zuletzt sehr schön Carrie Mae Weems, gut in Erinnerung, ein Begriff? Dabei …. dieser 1955 zur Wiedereröffnung der Staatsoper gestaltete Eiserne Vorhang ist ein echtes Prunkstück, ein genau in die damals neue Architektur des Zuschauerraumes passendes Kunstwerk. Rudolf Hermann Eisenmenger (1902 – 1994) war der Entwerfer – und ebenso für die so vertraulichen, so herrlich harmonischen Zauberflöte-Tapisserien im heute nach Gustav Mahler (zuvor: Gobelinsaal) benannten Pausenfoyer.

Der frühere Opernchef Ioan Holender hatte vor über 20 Jahren dieses alljährliche Ritual eingeführt. Denn …. Eisenmenger ist eisernes NSDAP-Mitglied gewesen, wurde von den Machthabern gefördert. Also nicht wegen des exzellenten Kunsthandwerkes, sondern als Nazi-Verfemtem wird dessen Orpheus und Eurydike–Idealvision versteckt. Ein durchaus frisch und lebendig ansprechendes, rein ornamental gedachtes, sehr buntes Großformat wird nun in dieser weiteren Saison die Opernbesucher begrüßen. Künstlerin Beatriz Milhazes aus Rio de Janeiro, Jahrgang 1960, ist somit hier für einige Monate eingezogen. Neuwienerisch im Opernhaus vorgestellt: „Pink Sunshine / Safety Curtain 2021/2022“. Ja, es strahlt, hat seinen lockeren Charme, lässt an die ganz frühen Avantgardejahre denken. Oder, vielleicht, würde es nicht doch auch als fescher Aufputz für ein Prater-Ringelspiel oder als heiteres Farbjuwel ins Schweizerhaus passen?

Nun, so steht´s mit der aktuellen heimischen Kultur: Austauschbares, nicht gerade langlebiges wird eingekauft und aufgetischt. Manch ein Wegwerfprodukt. So schnell verschwunden wie die eine oder mehrere Operninszenierungen der letzten Jahre. Nicht ganz: Auch in Kleinformat kann Milhazes‘ Sonnenschein gekauft werden. Als ‘Chromolithographie auf Fabriano‘, gedruckt von Zein Editions in Meidling. Edition 50 Stück, nummeriert und signiert, Subkriptionspreis 2.300 EUR exkl. 5% Ust. Nette Kunst für den Kunstmarkt heute.

Meinhard Rüdenauer

 

Diese Seite drucken