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Wiener Staatsoper: NABUCCO – ein etwas mühsamer Abend

NABUCCO – Wr. Staatsoper, 9.11.2021

(Heinrich Schramm-Schiessl)

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Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Es war ein mühsamer Abend. Nicht, dass ich mir ungemein viel erwartet hätte, aber was man dann letztlich geboten bekam, war dann doch zu wenig.

Das begann schon beim Orchester. Paolo Carignani am Pult war nicht in der Lage ein und das selbe Zeitmass den ganzen Abend über durchzuhalten. Manchmal schleppte er, dann war er wieder ungemein schnell. Zudem war das Orchester über weite Strecken zu laut und zu knallig.

Saioa Hernández, die in der 3. und 4. Vorstellung Anna Netrebko als Abigaille ersetzt, gab an diesem Abend ihr Hausdebut und konnte nicht wirklich gefallen. Die Stimme ist für diese Partie viel zu lyrisch und für das Haus wahrscheinlich etwas zu klein. In der Tiefe klingt die Stimme kaum und in der Höhe wird sie eher dünn und auch etwas schrill. Die Titelpartie sang Amartuvshin Enkhbat, in dieser Serie ebenfalls ein Hausadebutant, und ich wurde seiner nicht recht froh. Sein Bariton klingt etwas stumpf und zeigt überhaupt keine Modulationsfähigkeit. Gegen Ende kamen dann auch noch Ermüdungserscheinungen dazu. Roberto Tagliavini entsprach noch am ehesten dem, was man in der Regel mit Verdi-Gesang verbindet. Er bemühte sich um eine schöne Gesangslinie und versuchte auch zu phrasieren. An Bassgrößen der Vergangenheit durfte man natürlich nicht denken. Carlos Osuna war als Ismaele auf der Höhe seiner Aufgabe und von Szilvia Vörös (Fenena) hätte ich mir angesichts dessen, was ich von ihr schön gerhört habe, eigentlich mehr erwartet. Über eine Rollendarstellung lässt sich bei allen nicht viel berichten, da der diesbezügliche Aktionsradius in dieser merkwürdigen Inszenierung nicht allzu groß ist.

Die wahrscheinlich beste Leistung an diesem Abend bot der Chor, der nach „Va‘, pensiero“ vom Publikum entsprechend bedankt wurde.

Während der Vorstellung war die Stimmung eher unterkühlt, erst am Ende versuchten einige Besucher mit nicht wirklich gerechtfertigten Bravo-Rufen selbige etwas zu heben.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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