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Wiener Staatsoper: CHRISTA LUDWIG-GEBURTSTAGS-MATINEE: ZULETZT FLOSSEN SOGAR TRÄNEN (25.3.2018)

Wiener Staatsoper: CHRISTA LUDWIG-GEBURTSTAGS-MATINEE: ZULETZT FLOSSEN SOGAR TRÄNEN (25.3.2018)

Da saß sie da, locker-elegant im rosa Hosenanzug, schlagfertig, mit dem für sie typischen „Schalk im Nacken“… man würde sie mindestens um 20 Jahre jünger halten. Aber nein: Christa Ludwig feierte in diesem März 2018 tatsächlichen ihren 90 Geburtstag, die Wiener Staatsoper war einmal mehr bis zum Balkon gefüllt, als Moderator hatte sich die einstige Mezzo-Diva mit einem Wiener (Tenor-)Vater Anton Ludwig und einer norddeutschen Mutter Eugenie Besalla-Ludwig ihren Sohn Marc Berry gewünscht (aus ihrer ersten Ehe mit Walter Berry); und als Gratulanten agierten Otto Schenk, Michael Heltau (als Sänger: Wien muss die Stadt von Christa Ludwig sein“, Clemens Hellsberg, eine Streicher-Abordnung der Wiener Philharmoniker(mit dem Capriccio-Beginn); und selbstverständlich der amtierende Operndirektor Dominique Meyer, der schon die Rosen für den 100.Geburtstag überreichte, weil er 2028 wohl schon in Pension sein werde (seine erste Begegnung mit der in zweiter Ehe mit Paul Emile Deiber verheirateten Christa Ludwig erfolgte übrigens mit der Marschallin im Rosenkavalier).

Und als Überraschungsgast kam zudem der designierte Wiener Bürgermeister und Namensvetter Michael Ludwig auf die Bühne, um der einstigen Marschallin, Amneris, Fidelio-Leonore oder Färberin den Goldenen Rathausmann zu überreichen. Und Auszeichnungen wie diese sammle sie nicht zuletzt, weil sich dann andere ärgern, die diese Auszeichnung noch nicht bekommen haben. Typisch Ludwig eben, ist man versucht zu sagen. 

Ihr Lebens-Credo war immer: Sentimental ist die Kunst, heiter sei das Leben. Und so lautet auch der Titel ihrer neuesten Autobiographie „Leicht muss man sein“ – ein Zitat der Marschallin -, das genau zum 90.Geburtstag bei Amalthea erschien ist und als Co-Autoren Erna Cuesta und Franz Zoglauer nennt. Die Ludwig, die 50 Jahre lang eine unvergleichliche Welt-Karriere bestritt (um sie rauften sich die berühmtesten Dirigenten wie Karajan, Böhm oder Bernstein) hat nun mehr als zwanzig Jahre nicht mehr gesungen. Sie agiert als Jurorin, gibt Master-Classes und hat – spät aber doch für Sohn und Enkel samt Familien – endlich Zeit. Und sie lebt ohne Angst, eine Verkühlung zu bekommen. Und ohne Stress. Ihr Lebensmotto hat sie von Churchill übernommen: „No sport!“ Als Sänger müsse man richtig atmen, das genüge für ihre körperliche Fitness. Dafür in Maßen: Wein und Whisky! Christa Ludwig könnte als Gesundheits-Coach agieren.

Nun: zurück zur Geburtstags-Matinee: Christa Ludwig hatte auch die Zuspielungen ausgewählt. Und so hörte man Oskar Werner mit dem „Erlkönig“ (von ihm konnte ich lernen) oder Georg Kreisler mit dem „Mann am Triangel“. Die Ludwig- Aufnahmen wurden von Richard Wagner (Götterdämmerung und Isolde) sowie Richard Strauss (Frau ohne Schatten mit Walter Berry) dominiert.  Aber es gab auch die Hexe aus „Hänsel und Gretel“ oder die Rosina aus „Barbier von Sevilla“ (ein besonderes Vergnügen!). Und dann – bei Zuspielung des Richard-Strauss-Liedes „Und morgen wird die Sonne wieder scheinen“ (Liederabend mit Charles Spencer 1994) passierte es: Christa Ludwig bekam feuchte Augen war gefühlsmäßig so wie man ihr Singen immer empfunden hat: eine Stimme, die tief in die Herzen reicht.

Christa Ludwig gibt sich privat unsentimental und Kopf-dominiert. Aber das sei – so Hellsberg – nur eine seelische „Schutzmaßnahme“. Noch viele Geburtstage, die die Leichtigkeit des Seins ebenso spiegeln wie die Momente der tiefen Betroffenheit. Habet Dank!

Peter Dusek

 

 

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