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Wiener Staatsoper CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

La commedia è finita!

Wiener Staatsoper

Pietro Mascagni

CAVALLERIA RUSTICANA

Ruggiero Leoncavallo

PAGLIACCI

La commedia è finita !

Freitag 30. Oktober 2020

Cavalleria rusticana / Pagliacci | Spielplan & Karten | Wiener Staatsoper
Cavalleria rusticana. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Irre ich nicht, aber da war an diesem Abend schon etwas von der pandämonischen Untergangsstimmung eines drohenden zweiten Lockdowns zu spüren, dessen Vorboten des Gerüchtes über eine geplante Unterbrechung des Opernbetriebes die Szene beherrschte. Daraus wurde später Gewissheit, das kalabrische Unternehmerpaar Alagna und Kurzak sang und spielte jedenfalls in Leoncavallos PAGLIACCI, als müssten sie beweisen, dass die Kunstform Oper nicht untergehen darf. Und sie und ihre Truppe waren auch mit Erfolg darum bemüht. Aber der Reihe nach!

Denn vor dem eigentlichen Zugstück dieser Serie gab es noch den unvermeidlichen Verismozwilling, Mascagnis CAVALLERIA RUSTICANA, augen- und ohrenscheinlich nur wenig durch Probenarbeit an Gesang und Spiel gestört, von der Personenregie unbehelligt, machten die einzelnen Protagonisten nicht gerade den Eindruck großer inszenatorischer Beteiligung. Da bremst aber den Erfolg dieser Inszenierung auch die Eliminierung des sizilianischen Orangen- und Olivenduftes aus der Stimmung des Stückes, die in den Gesang ja mit hineinkomponiert ist – damals, 1985, ein erster Versuch von Jean-Pier Ponnelle im Regietheater, der ihm viele Buhs eingebracht hatte. Dauertrauer beim Chor als Todeskündigung statt Fröhlichkeit, das war nicht nach dem Geschmack des Publikums.

Während Eva Maria Westbroek als Santuzza Mitleid und Mitgefühl mit ihrem vollen, eher dunkel timbrierten Sopran erwecken kann und Ambrogio Maestri mit brutalen Stentortönen andeutet, dass mit ihm hinsichtlich seiner Ehe nicht gut Kirschen zu essen ist, lieferte Brian Jagde mit schier unglaublicher Lautstärke seine wenig schönen aber laut und ausdruckslos und wie seelenlos gesungenen Phrasen als Turridu ab. Ein New Yorker eben mit entsprechendem Italienisch. Das zartstimmige Mitglied des Opernstudios, Isabel Signoret tat sich schwer zwischen diesen beiden Kraftlackeln von Männern. Zoryana Kushpler mimte die hilflose Mama Lucia.


Roberto Alagna als Canio. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Mit Marco Armiliato stand ein Routinier am Pult, der die gröbsten Unfälle vermeiden konnte, Sizilien kann ganz anders klingen! Auch Kalabrien! Das klang geprobt, Leoncavallos PAGLIACCI wurde der Hit des Abends.

Leider kann man sich am Haus nicht mehr zu dem von Ponnelle mit inszenierten Vorspiel durchringen: Holender mochte so etwas nicht und ließ es sang und klanglos verschwinden ! Schade, das wäre ein schöner und dazu noch billiger Einstand der neuen Direktion gewesen. Und kürzer und wertvoller als die Albernheit im Don Carlos mit der verbrannten Ente.

Roberto Alagna gab sein Rollendebüt an der Wiener Staatsoper: Eine mitreißende gesangliche Leistung, eine stimmliche Darbietung, in der richtigen Balance zwischen veristischem Ausdruck und italienischem Belcanto, ergänzt durch extrem dramatisches Spiel. Aleksandra Kurzak, ebenfalls mit Rollendebüt war eine mit großer Hingabe singende Nedda, ob bei ihrem Vogellied oder ganz besonders im Duett mit dem Hausdebütanten und neuen Esemblemitglied der Staatsoper, dem russischen Bariton Sergey Kaydalov, der ihr ein sehr guter Partner als Silvio war. Und erst recht in der Schlussszene war sie ihrem Partner und auch tatsächlichem Gatten eine starke Gegenspielerin mit Höhenkraft.

Ambrogio Maestri kam aus Montalto gerade rechtzeitig daher um mit prächtigen Spitzentönen über den Verismo zu philosophieren und um dann in die Rolle des fiesen Taddeo zu schlüpfen. Andrea Giovannini, neues Esemblemitglied, gab den Arlecchino.

Großer Schlussjubel, soweit die Corona-bedingt ausgedünnte Publikumsarena dazu fähig war.

 

Peter Skorepa – ONLINE MERKER

PS.: CD-Ankündigung!

Roberto Alagna – Le Chanteur (Französische Chansons)
Roberto Alagna, Aleksandra Kurzak
CD

 

 

 

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