Wiener Festwochen: Weit mehr eine laute als a schöne Musi
Klassisch ist es gar nicht, dieses Musikprogramm, welches Intendant Milo Rau in den von ihm gestalteten heurigen Wiener Festwochen präsentiert. Eigentlich ist gar kein Fokus auf Konzertmusik vorgegeben. Zwar sind vom Klangform Wien unter dem Titel „Akademie Zweite Moderne“ Werke von Komponistinnen, rein international, im früheren Funkhaus gespielt worden. Jüngere Musikdamen mit Namen wie Cassie Kinoshi, Chaya Czernowin, Lucia Ronchetti …. Ausgegeben als „Botschafterinnen einer globalen Moderne, als eine Deklaration für eine diverser, gendergerechtere Musikkultur“.
Klingt schön, wäre wichtig, wenn es dazu eine Nachhaltigkeit gäbe. Im festwöchentlich gezierten Funkhaus heißt es auch an den späten Abenden des Freitag wie Samstags ‚Konzerte‘. Und gleich dabei steht zur Verschönerung ‚Partys‘. Gelockt wird mit “eine Konzertreihe mit Acts von zarter Zärtlichkeit, ironischer Leichtigkeit oder funkiger Energie …. Formationen der Wiener und internationalen Szene ergänzen sich zu einem reichen Kaleidoskop musikalischer Klangfarben.“ Zu lesen ist auch „Subversion garantiert!“ Somit ist die zur Zeit modische Richtung ist eingeschlagen ….
Also: Klassik wird auch in den größeren, kleineren Festwochen-Performances nicht geboten. Rimsky-Korsakows verführerische „Scheherazade“ klingt da wohl in der orientalisch verbrämten Sex-Groteske „Weiße Witwe“ der aus dem Irak kommenden Wiener Filmregisseurin Kurdwin Ayub zart an. Doch …. geschrien wird sonst auf der Bühne, lauthals herum geschrien. Bitte, zu allerletzt jedoch im Festwochen-Aufgebot: Das edle „Stabat Mater“ des Giovanni Pergolesi wird im Odeon erklingen. Von Georges Ocloo in seiner AfrOpera „The Brief of Red Granny“ in eine Voodoo-Kirche versetzt und inspiriert von afrikanischen Bestattungsritualen. In einer belgischen Produktion, mit völlig reduzierter Musiker-Besetzung. Schöne Musik könnte trotzdem wohl zu erwarten sein.
Meinhard Rüdenauer