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WIEN/ Theater an der Wien: HALKA. Premiere

16.12.2019 | Oper

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Copyright: Monika Rittershaus/ Theater an der Wien

WIEN/  Th.a.d.Wien:   „Halka“. Premiere

Stanislaw Moniuszkos polnische Nationaloper sollte für unsere Ohren eigentlich ideal klingen. Schwermütige slawische Klänge, eine Mischung aus „Eugen Onegin“ und „Verkaufte Braut“ – was kann da schiefgehen? Leider doch einiges.

Die Koproduktion mit dem Teatr Wieliki in Warschau bot für Interessenten rarer Opernwerke eine Allerweltsinszenierung (Mariusz Trelinski) mit einem denkbar einfachen Bühnenbild (Boris Kudlicka) – ein sich fast ständig drehender Hotelkomplex – und mit unauffälligen Kostümen (Dorothee Roqueplo). Das Libretto (Wlodimierz Wolski) kann man aus der Zeit des mittleren 19.Jahrhunderts verstehen, Adel plus Leibeigenschaft plus politische Bedrängnis Polens ergäbe doch einen brauchbaren Plot für eine gute Oper. Wenn allerdings sämtliche mögliche Klischees der Bühnengeschichte in geballter Ladung dargeboten werden, wenn der Komponist immer wieder im Versuch steckenbleibt, gute Melodien zu schreiben, wenn sein Bemühen, zündende Arien und Duette zu komponieren, in Verzettelung endet, dann kann der Abend nur durch ausgezeichnete Interpreten gerettet werden.

Da standen allerdings die zwei besten polnischen Opernsänger der Gegenwart auf der Bühne: Piotr Beczala bot als Jontek einen weiteren Beweis seiner großen Klasse. Seine Stimme war in jeder Höhenlage präsent, der Glanz und die Souveränität waren einfach beispiellos. Auch Tomasz Konieczny konnte in der Rolle des bösen Janusz, der seine Verlobte Halka in den Tod trieb, einen tollen Erfolg für sich buchen. Sein kräftiger Bariton ist für solche Rollen ideal. Nicht ganz glücklich konnte man mit Corinne Winters in der Titelrolle sein. Ihr an sich robustes Stimmmaterial hat die nötige Durchschlagskraft, leider sind ihrer Nuancierungskunst Grenzen gesetzt. Dramatik pur ist nicht den ganzen Abend hindurch sinnvoll.

Die Sänger der kleineren Partien waren durchaus positiv zu vermerken. Gut wie zumeist der Arnold Schönberg-Chor unter Erwin Ortner. Vor allem nach der Pause hatten die Damen und Herren ein ordentliche Arbeitspensum, das sie aber tadellos erfüllten. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Lukasz Borowicz, der mit viel Einfühlungsvermögen das RSO-Orchesters dirigierte. Man hatte mitunter den Eindruck, dass die slawischen Klänge nicht zu den allergrößten Stärken des Klangkörpers zählt.

Das Publikum feierte vor allem den Star des Abends, Piotr Beczala, die Begeisterung übertönte ein paar zarte Buhrufe für die Regie, die aus Mangel an Vergleichen zu anderen Produktionen nicht gerechtfertigt waren. 

Johannes Marksteiner  

 

 

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