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WIEN/ Volkstheater/ ImPulsTanz: THE SACRIFICE – Kompanie „The Dance Factory“

30.07.2021 | Ballett/Performance

ImPulsTanz: Ein schöpferisches Lebenszeichen aus Afrika (29.7.2021)

„The Sacrifice“ steht am Programm der Kompanie „The Dance Factory“ im Wiener Volkstheater obenauf, und Igor Strawinskis grandioses „Frühlingsopfer“ wird als Inspirationsquelle der Choreographin Dada Masilo angegeben. Kein einziger Takt von Strawinski ist zu hören, doch auf seine Art zählt dieses einstündige Tanzspektakel zu den zeitgenössischen Bravourstücken. Aus Johannesburg kommt dieses kleine Ensemble, und die farbigen TänzerInnen führen mit all ihrer Intensität seelische Opferspiele vor. Explosives Tanztheater – Dada Masilos Gestaltung wirkt künstlerisch gedacht und abgezirkelt, doch dabei ist nichts von dieser überspitzten artifiziellen Art zu merken, mit welcher zur Zeit so viele Choreographen zu punkten versuchen.  

Also auf nach Afrika! Der von impulsiven Rhythmen geprägte Tanz von Botswana wird hier vorgeführt, voll harmonisch verbunden mit westlicher Bühnenästhetik. Tswana-Tanz: Nicht Strawinski oder ein heute so strapazierter gleichförmiger Eektro-Sound, sondern die teils angenehm pulsierend Gefallen erweckende, teils an empfindsam mitfühlende Filmmusik erinnernde stimmige Klangkulisse führt hier zu den Eruptionen. Drei feine Musiker auf der Bühne und die in das Geschehen eingebundene Sängerin Ann Masina mit ihrer Stimmgewalt scheinen perfekt abgestimmt gleichsam zu improvisieren. Die Korrespondenz mit den Tänzer ist gegeben. Und diese bieten vor den Projektionen verdorrten Geästes in der Wüste, im dramatischen Abschnitt alle mit entblößten Oberkörpern …. sie bieten stilisierten wie temperamentvollen afrikanischen Tanz mit den Freuden, den Schwingungen, überraschenden Bewegungsabläufen, blitzschnellen Körperdrehungen, mit Gags und Zurufen, artistischen Verschlingungen. Bedrohungen der Frauen durch undurchsichtige Rituale der Männer werden mit der Zeit spürbar, ein dem Unheil Entkommen gibt es nicht. Ein Trauergesang, ein tief berührendes Schlussbild prägen sich ein. Eben, ein anderer Kontinent: impulsive Natürlichkeit ist hier noch hautnah zu spüren.

Meinhard Rüdenauer

 

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