WIEN / Volkstheater / Rote Bar
„HERRLICH WEIBLICH!“
Chansonabend mit Ethel Merhaut – Gesang, Béla Korény – Klavier, Karol Hodas – Bass und Ronald Stonek – Gitarre
Aufführung am 26.04.2025 im Rahmen des Festivals „Fremde Erde“
© Elisabeth Dietrich-Schulz
Vergessene Komponistinnen und Textdichterinnen ins kollektive Gedächtnis zurückzuholen und auf Augenhöhe mit ihren erfolgreichen und bekannten männlichen Zeitgenossen in einem gemeinsamen Bühnenprogramm zu präsentieren ist Ziel dieses Chansonabends. Das ist eindrucksvoll gelungen! Chapeau!
Wie sagte Béla Korény so schön bei einer seiner Kurzmoderationen: „seit etwa 20 Jahren kommen Damen im Musikgeschehen sichtbar vor“. Nicht, dass es die Damen nicht schon früher gegeben hätte, sie waren nur nicht sichtbar, weil sie von ihren Vätern oder Gatten Komponierverbot bekommen haben wie Alma Mahler oder unter einem männlichen Namen bekannt wurden wie Henry Love, eigentlich Hilde Loewe-Flatter. Bei der Suche nach Kompositionen aus weiblicher Hand findet sich oft Notenmaterial nur in Handschrift, das erst aufführungstauglich gemacht werden muss. Wie steht schon auf Schuberts Grabstein „DIE TONKUNST BEGRUB HIER EINEN REICHEN BESITZ; ABER NOCH VIEL SCHOENERE HOFFNUNGEN“. Das könnte wohl auch auf den Grabsteinen vieler Komponistinnen stehen.
Das etwa 80-minütige Programm spannte einen Bogen von Georg Kreislers „Tauben vergiften“ (1958) bis Georg Kreislers „Opernboogie (1961) als letzter Zugabe.
Im ersten Teil des Abends hörte das Publikum Lieblingslieder von Ethel Merhaut begleitet von Béla Korény:
· Tauben vergiften
· Die Geige fühlt, Musik Barbara Bory
· Heut‘ gefall ich mir
· Liebe war es nie
· Was macht der Mayer am Himalaya
Erst im zweiten Teil des Programms wurde es intensiv herrlich weiblich! Ethel Merhaut, singt begleitet von Béla Korény, Karol Hodas und Ronald Stonek:
· Komm‘ mir nicht mit Liebe! Musik von Henry Love, richtig: Hilde Loewe-Flatter
· Du hast längst mich vergessen … Musik von Henry Love, richtig: Hilde Loewe-Flatter
· Liebes, altes, klingendes Wien… Musik von Henry Love, richtig: Hilde Loewe-Flatter
· Miguette, Musik + Text Anita Bild
· Nacht für Nacht träum‘ ich immer nur von Dir, Musik + Text Anita Bild
· Und wieder wird es Frühling sein, Musik von Henry Love, richtig: Hilde Loewe-Flatter
· Das alte Lied, Musik von Henry Love, richtig: Hilde Loewe-Flatter
In Zukunft werden hoffentlich die Lieder und Chansons dieser oder anderer neu- oder wieder entdeckter Komponistinnen und Textdichterinnen oft Teil des Repertoires von Ethel Merhaut und Béla Korény sein!
Der Abend ist Teil des Festivals „Fremde Erde“, das vom 24.4. bis 04.05.2025 an verschiedenen Orten im 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau stattfindet: www.vivalaclassica.com. Dieses Festival bringt Kompositionen auf die Bühne, die in Lagern, auf der Flucht, im Exil oder im inneren Widerstand entstanden sind.
Besuchen Sie die Vorstellungen und erzählen Sie davon. Das wünschen sich Julitta Dominika Walder und Gerald Buchas, das Leitungsteam des Festivals FREMDE ERDE.
Elisabeth Dietrich-Schulz