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WIEN/ Volkstheater: Das Lichterballett des Ernst Jandl

29.05.2021 | Feuilleton

Wiener Volkstheater (28.5.2021): Das Lichterballett des Ernst Jandl

Ein kleines Ballett hat Kay Voges, der neue deutsche Chef des früheren legendären Wiener ‚Deutsches Volkstheater‘ so zwischendurch eingestreut. Nein, keine weitere Show seiner mitgebrachten Newcomer auf der Bühne, sonder er hat das szenische Gedicht „Der Raum“ von Ernst Jandl (1925 bis 2000) ausgegraben. Eine Libretto mit 51 Kurz- und Kürzeststationen für Beleuchter und Tontechniker. Etwa Jandls Anordnung in eine der gewünschten Stationen: „Sehr hell sehr hell rasch weniger langsam sich vergrößernd zu pulsieren beginnend lichtstöße tief hinein in den zuschauerraum zuschauergefühl: augenschock …..“. Eine Spielerei aus vergangenen Jahren des originell denkenden Wiener Lautgedichte-Pioniers. Heute, viele Jahre später, ist es eine spielerische Demonstration in rascher Abfolge des neu installierten Licht- und Sounddesigns der Hauses. In diesem einaktigen Ballett der Lichter sind auf der Drehbühne 30 Minuten tanzende, rotierende Scheinwerfer (sich im Finale auch verneigend), kreisende, changierende Lichtstrahlen, wechselnde Effekte und Video-Einspielungen zu sehen. Dazu knirschender Elektrosound, der nicht ins Ohr sondern in die Knochen geht.

Ja, mit der aufwendig modernisierten Volkstheater-Technik sollte es keine Schwierigkeiten geben. Und wenn Sprache dazu kommt ist ganz sicher ein tiefgründigeres Spiel zu erwarten.

Meinhard Rüdenauer 

 

 

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