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WIEN/ Volkstheater: Begegnungen mit Vandekeybus/ Ultima Vez: „Hands Do Not Touch Your Precious Me“ / „“Scattered Memories“

29.07.2022 | Ballett/Tanz

ImPulsTanz: Begegnungen mit Vandekeybus (22. & 28.7.2022)

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Copyright: yako one

Der Flame Wim Vandekeybus zählt mit seinem Ensemble Ultima Vez seit 1989 zum qualitätvollen Inventar von ImPulsTanz. Heuer wird 35 Jahre Ultima Vez gefeiert, und mit zwei Programmen sind die Tänzer/Performer im Wiener Volkstheater zu sehen gewesen. Der spannendere, höchst intensiv wirkende der beiden Abende: „Hands Do Not Touch Your Precious Me“. Klingt schon sehr sophisticated, ist es auch. Als ein Vexierspiel, als ein voll mit Energie geladenes und reich an Überraschungen – eine Farce oder eine historische Parabel? Es sind Worte einer vor rund vier Jahrtausenden niedergeschriebenen Hymne einer Priesterin an die sumerische Himmelsgottheit Inanna, Göttin der Liebe und des Geschlechtslebens. Also, freie Spielbahn für die lockere Phantasie von tanzenden Freidenkern. Ein zusammen gestoppeltes Puzzle verschiedenster Ideen wird geboten. Mit grimmigen Kämpfen, einer neckisch hüpfenden Göttin, vielen Verwandlungen, Verschmelzung von Himmlischem und Irdischem, Videoeinblendungen und, und, bis zu kuriosen Maskeraden der Visagen mit Lehm. Tänzerisch ist es eine Tour de force, mitreißend vorgeführt, welche jedoch beim Miterleben in ihren Facetten nicht so ganz durchschaubar ist. Ein dramatischer Anstrich ist dick aufgetragen, doch eigentlich …. ist dieses Körperspektakel in seinem wurlenden Mix nicht doch eine Groteske?

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Als Uraufführung ist „Scattered Memories“ angesagt gewesen, hat sich als Reminiszensen-Show mit einer diversen Folge von Episoden aus der Ultima Vez-Historie einzuprägen vermocht. Schon klar, dass sich stilistisch da so manches in den Jahren wiederholt, es ein bisschen zuviel an Kampf-Duos oder Trios, erneut endloses Abtasten der Körper oder Gerangel am Boden zu sehen gibt. Vandekeybus bewegt sich mitten unter seinen Tänzern, ironisch pointiert über seine schöpferischen Positionen sinnierend. Verstreute, vereinzelte Erinnerungen. Eine seiner Attribute: Der Weg zu offenem Denken ist dem Choreographen gegeben gewesen.

 

Meinhard Rüdenauer 

 

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