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WIEN/ Volksoper: WONDERFUL TOWN von Leonard Bernstein

Spektakuläre Broadwayatmosphäre am Währinger Gürtel

14.12.2018 | Operette/Musical

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Foto: Barbara Palffy/ Volksoper

 

Volksoper am 13.12.2018 „Wonderful Town“ von Leonard Bernstein

Spektakuläre Broadwayatmosphäre am Währinger Gürtel

 Mit dieser deutschsprachigen Produktion zum 100.Geburtstag von Leonard Bernstein würde man in englischsprachig jederzeit auch am Broadway oder auch in  London Furore machen. Denn diese meisterliche Musikkomödie, die im Jänner 1953 mit durchschlagendem Erfolg am Broadway herauskam, aufgrund ihrer Story und ihren unvergleichbaren Rhythmen, ist auch in Deutschland zu einem Kassenschlager geworden. Ebenso in Wien konnte man sich der europäischen Erstaufführung rühmen, welche nun nach über 60.Jahren in Koproduktion mit der Staatsoperette Dresden auf der Volksopernbühne für wahre Begeisterung sorgt. Wo man sich umgekehrt die Frage stellt, warum sind derartige Broadwayreifen und spektakuläre Musicalproduktionen nicht schon früher auf den Spielplan gesetzt worden. Denn für die Volksoper ist dieses theatralisch, komische, musikalische Wunderwerk, welches wie ein wildes Kaleidoskop aller möglichen Musikstile ist, nur ein Gewinn für das Haus das wahrlich die Kassen klingeln lässt. Das spricht natürlich nicht nur für Dresden, sondern auch in erster Linie für die Besetzung, wo eine internationale Crew aus Deutschland und England für aufsehenerregende Highlights verantwortlich ist, und hier ebenso künstlerische Qualifikation an erster Stelle steht. Nur wer selbst vom Theater kommt, weiß was für eine enorme Arbeit hinter so einem Erfolgsmusical steckt. Und es hier auch der grandiosen Inszenierung von Matthias DAVIDS zu verdanken ist, dass dieses opulente Bühnenwerk mit soviel Spielfreude und Tempo gespielt, und mit so einem Schmiss über die Bühne geht. Es ist als stände alles unter Strom, wo es in den gesamten Szenenabläufen, selbst in den einzelnen Liebesdusseleien wo Gefühle zwar zum Ausdruck kommen, aber weder kitschig noch ermüdend wirken, hier auch das Publikum immer wieder in Atem gehalten wird. Schon allein die ganzen Ensembleszenen sind von einer ungeheuren künstlerischen Energie geladen, wo Augen und Ohren nur auf dieses Spektakel gerichtet. Und wo auch vonseiten des Publikums jede schauspielerische und gesangliche Darbietung der einzelnen Solisten als auch die Balletteinlagen (Choreographie: Melissa KING) mit Zwischenapplaus und Bravorufe belohnt, und insbesondere beim jungen Publikum eine wahre Euphorie zu spüren ist. Ebenso ist es James HOLMES zu verdanken, dass unter seinem Dirigat das musikalische Wunderwerk, gemischt aus modernen Jazz, Swing, Ragtime, Country und Western, sich hier zu einem absoluten Ohrenschmaus  entpuppt, welches nicht nur musikalisch von einer derartigen Präzision, sondern wo man allein aufgrund der vielen schwungvollen Rhythmen immer wieder in Begeisterung verfällt. Dazu das opulente Bühnenbild von Mathias FISCHER – DIESKAU, die farbenprächtigen Kostüme von Judith PETER, als auch die Lichttechnik von Guido PETZOLD ergeben ein optisches, lebendiges und überschäumendes Gesamtbild, dass wohl kaum schöner hätte sein können, wo alles harmonisch miteingebunden in dieses großartige Werk, und welches diese Produktion wahrlich zum Leuchten bringt.

Aber kommen wir nun zu den Solisten die an diesem Abend Großes geleistet, und hier als absoluter Star Sarah SCHÜTZ in der Rolle als Schriftstellerin Ruth Sherwood zu erwähnen wäre. Die in Karlsruhe geborene Mezzosopranistin absolvierte an der bayerischen Theaterakademie August Everding ein Musicalstudium, und stand schon bereits während der Ausbildungszeit als Bobby/Gabby in  City of Angels und als Hexe in Into the Woods auf der Bühne. Des Weiteren führte sie ein Stipendium nach London an die Royal Academy of Music. Hier mag sie sich wohl den letzten Schliff geholt haben, welches aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen deutlich zu spüren, und wo sie heute zu den meist beschäftigten Musicaldarstellerinnen in Deutschland zählt. Ruth Sherwood scheint ihr offenbar auch auf dem Leib geschrieben, wo sie nicht nur schauspielerisch und gesanglich brilliert, sondern auch den tänzerischen Herausforderungen durchaus gewachsen ist. Dazu kommt ihre charismatische Ausstrahlung, sie die nicht nur eine starke Frau in der Rolle verkörpert sondern offenbar auch ist, verdeutlicht eine derartige Präsents auf der Bühne sodass alles Augenmerk zunächst nur auf sie gerichtet ist. Dazu kommt der unvergleichbare Humor, wo jede Pointe Lachsalven hervorruft, und wo diese Powerfrau offenbar auch selbst Gefallen daran findet ihrer Rolle die richtige Würze zugeben. Denn Sarah SCHÜTZ spielt mit einer so ungeheuren Intensität und Spielfreude wie man sie wohl selten erlebt. Sie ist ein absolutes Temperamentbündel auf der Bühne, von sprudelnder Energie und manchmal sogar eine richtige Schnodderschnauze, wie seinerzeit die bekannte Gisela Schlüter in Berlin, über die das Publikum wirklich Tränen gelacht hat. Aber die Schütz kann nicht nur komisch sein, denn wenn man ihr Repertoire verfolgt, so weiß man dass sie in einigen Musicals, Film – und Fernsehrollen auch das ernste Fach beherrscht. Wie im Leben so auch der Bühne kann man sagen Gegensätze ziehen sich an. Denn ihre Schwester Eileen, hier ebenso großartig dargestellt von der deutschen Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin Olivia DELAURÉ spielt hier doch eher das naive Fach, sie ist so ein wenig der Marilyn Monroeverschnitt, dass doch eher männermordende Weibchen das die Männer am Gängelband führt, und dies spielt sie wirklich sehr überzeugend! Zwei starke Frauen die sich in dem Stück durchzusetzen wissen, die eine mit mehr Sex – Appeal und die andere doch eher durch ihr burschikoses und freches Verhalten. Denn es ist nicht leicht für die zwei Schwestern aus Ohio in das New Yorker Greenwich Village und in eine miese Bude zu ziehen, in der Hoffnung die große Karriere zumachen. Obwohl die Herausforderung, von der Provinz in das Aufeinanderprallen der Großstadt hier ihren besonderen Reiz hat, so besteht hier doch eher die Gefahr zu scheitern! Wie das Leben so spielt – scheitern unsere tollen Protagonistinnen in dem Musical zunächst ebenso, aber aufgrund ihrer Ellenbogentechnik gelingt ihnen am Ende doch noch der Durchbruch! Robert Baker, der Redakteur, sehr souverän und überzeugend gespielt von Drew SARICH, verliebt sich am Ende in die widerspenstige Ruth, die nun nicht nur einen Job sondern am Ende auch noch ein Gespons hat. Obwohl sie sich zunächst immer dagegen gewehrt hatte so nach dem Motto: Mir kommt kein Mann ins Haus!

Absolut abgehoben und durchgeknallt Markus GÜNZEL in der Rolle des Footballspielers „The Wreck“. Er verkörpert das typische American – Life  sehr überzeugend – und total schräg so wie das ganze Stück. So gaben auch hier in den Nebenrollen die anderen Protagonisten voll Power, gewährleisteten Spielfreude und viel Humor. Das Ganze war ein herrliches Zusammenspiel zwischen Solisten und Ensemble, einschließlich des Volksopernchors und des Wiener Staatsballetts welches an diesem Abend keine Wünsche offen ließ. Man kann nur sagen Bravo – Bravissimo!!!

Eine Musicalproduktion der Superlative dass ein absolutes Muss –  für Jung und Alt! Der deutsche – amerikanische Traum ist hier noch lange nicht zu Ende – wo allein Bernsteins klassische Musicals eine Bereicherung für internationale Bühnen und für das Publikum sind.

Denn seine Musik wird man auch noch in dreihundert Jahren spielen!

Manuela Miebach

 

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