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WIEN/ Volksoper: WIE MAN KARRIERE MACHT… – Premiere

26.02.2017 | Operette/Musical

WIE MAN KARRIERE MACHT… – Premiere Volksoper / 25. Februar 2017-02-23

(Heinrich Schramm-Schiessl)

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Robert Meyer, Ines Hengl-Pirker. Copyright: Wiener Volksoper/Palffy

1965, als die Staatsoper und das Burgtheater beschlossen, das Theater an der Wien nicht mehr weiter zu bespielen – aus dieser Zeit stammt auch die Abneigung der Stadt Wien nach einer neuerlichen Zusammenarbeit mit der Staatsoper – fand am 21.12. in diesem Haus die Premiere der meines Wissens ersten Musical-Eigenproduktion statt, die in der Folge die vierzigjährige Musical-Geschichte einläutete. Am Programm stand die deutschsprachige Erstaufführung von „Wie man etwas wird im Leben, ohne sich anzustrengen“ (so der damalige Titel) mit Harald Juhnke und Theo Lingen in den männlichen Hauptrollen. Das Werk wurde 1961 am Broadway mit grossem Erfolg uraufgeführt und brachte es dort auf über 1400 Vorstellungen. Dazu kamen acht Tony-Awards – so etwas wie der „Oscar“ für Musicals – und 1962 der Pulitzer-Preis für das beste Theaterstück. 1967 folgte dann auch noch eine Verfilmung.

Nach über fünfzig Jahren wird das Stück jetzt an der Volksoper wieder gespielt. Die Handlung ist relativ rasch erzählt: Sie zeigt den typisch amerikanischen Karrieretraum vom Fensterputzer zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates eines grossen Konzerns, nur dass der Fensterputzer Finch diese Positionn nicht durch Leistung, sondern durch Schlauheit erreicht.

Das Stück folgt in seiner Grundkonzeption noch der Musical-Tradition der 50er-Jahre, enthält allerdings bereits zahlreiche Elemente der Musicals der 60er-Jahre, nämlich Zeit- und Gesellschaftskritik, was letztlich auch der Grund für den oben bereits erwähnten Erfolg gewesen sein dürfte. Das Libretto des Trios Burrows-Weinstock-W.Gilbert ist abwechslungsreich und über weite Strecken auch lustig. Die Musik von Frank Loesser ist melodiös und schwungvoll. Was ihr fehlt sind – vielleicht mit Ausnahme des Liedes „Rosemary“ – die Ohrwürmer bzw. Schlager, die man auch ausserhalb von Aufführungen hören kann. Dies dürfte auch der Grund für die mangelnde Nachhaltigkeit des Werkes, was die Aufführungsgeschichte betrifft, sein.

Die Volksoper griff bei dieser Produktion auf das Erfolgsteam von „Sweeny Todd“ zurück. Der Regisseur Matthias Davids sorgte für einen temopreichen Ablauf der Handlung, wobei ihm die rasch verwandelbaren hübschen Bühnebilder von Mathias Fischer-Dieskau eine grosse Hilfe waren. Die Kostüme von Judith Peter waren kleidsam und ebenfalls hübsch anzusehen.

Leider war die Besetzung des Aufsteigers Finch mit dem Volksoperndebutanten Mathias Schlung nicht ganz optimal. Er spielte zwar sehr ambitioniert und sang auch recht ordentlich, blieb aber sehr viel an Persönlichkeit schuldig. Direktor Robert Meyer war als Firmenboss Biggley natürlich wieder eine Klasse für sich. Er setzt seine Persönlichkeit voll ein und versteht es die Pointen richtig zu setzen. Lisa Antoni spielte die Rosemary sehr anmutig und war stimmlich – soweit man das auf Grund der elektronischen Verstärkung wirklich beurteilen kann – bis auf einige etwas sehr gelle Töne zufriedenstellend. Julia Koci gestaltete ihre Freundin Smitty ebenfalls sehr ordentlich. Köstlich Ines Hengl-Pirker als Biggleys Freundin Hedy LaRue. Sie spielte ungemein komisch und ihre Pieps-Stimme erinnerte an die Diva in „Sing’in in the rain“. Marco Di Sapia sang den Bud Frump – die Rolle heisst wirklich so und ist keine Anspielung auf den gegenwärtigen amerikanischen Präsidenten – sehr gut und war vor allen Dingen in der Darstellung sehr gelenkig und auch perönlichkeitsstark. Er wäre vielleicht die bessere Besetzung für die Hauptrolle gewesen. Regula Rosin verlieh der Chefsekretärin Miss Jones große Souveränität. Die übrigen Mitwirkenden fügten sich wunderbar in das Ensemble ein und gebührt ihnen ein Pauschallob.

Am Dirigentenpult stand Joseph R. Olefirowicz und man hätte sich von ihm in manchen Passagen etwas weniger Lautstärke gewünscht. Im gesamten gesehen spielte das Orchester aber sehr schwungvoll und trug das seine zum Gelingen des Abends bei. Das Wiener Staatsballett (Choreographie: Melissa King) wartete mit einem sehr tempramentvoll dargebrachten Piratentanz auf. Der Chor (Einstudierung: Thomas Böttcher) sang und spielte ebenfalls zufriedenstellend.

Das Publikum jubelte einhellig für alle Beteiligten.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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