Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Volksoper: TICK, TICK…BOOM -Musical um einen Komponisten und Texter. Premiere

29.10.2023 | Operette/Musical

Premiere Volksoper, 28.Oktober 2023 tick, tick…Boom! Musical über einen Komponisten und Texter

 Ein Rockmusical der Superlative

tick

ZUM TRAILER

 Mit dieser großartigen Produktion hat eine neue musikalische Ära begonnen, die wider alle Erwartungen zu einem Dauerbrenner werden kann.

Mit Lotte de Beer, Opernregisseurin und seit September 2022 Direktorin und künstlerische Geschäftsführerin der Volksoper, hat hier mit alten Klischees endlich einmal aufgeräumt und frischen Wind ins alte traditionelle Haus gebracht. Dabei ist die Operette noch lange nicht tot, sondern ebenso einfallsreich und modern wo z.B. „Die Reise zum Mond“ eine durchaus respektable und spektakuläre Aufführung (Regie Laurent PELLY) ist, die sich sehen lassen kann und insbesondere auch das junge Publikum anspricht. Auch die 1.Vorstellung nach der Premiere war gut besucht und man kann durchaus behaupten dass auch diese Produktion ihre Anhänger bereits gefunden hat. Also allen Vorurteilen zum Trotz alteingesessener Volksopernbesuchern mausert sich diese Volksoper zu einem neuen Genre der Unterhaltung, wo auch Musical Träume wahr werden, die ebenso vom alten Klischee traditioneller Musicalproduktionen abweichen und wo man sich nicht der Mühe scheut, auch einmal etwas total Neues auf die Bühne zu stellen.

Mit tick, tick…Boom einem Musical in einem Akt, für mich eher als Rockmusical zu bezeichnen, in kleinster Besetzung mit drei Protagonisten, einem Bandleader (Christian FRANK), Gitarre (Felix REISCHL), Bass (Marlene LACHERSTOFER), Schlagzeug (Mario STÜBLER) ist sensationell. Ideal besetzt auch Jakob SEMOTAN in der Rolle als Jan mit einer ausgezeichneten Bellstimme und auch darstellerisch sehr überzeugend. Ein idealer Pedant zu ihm war auch Juliette KHALIL als Susan und in der Darstellung verschiedener Frauenfiguren, quirlig, stimmlich bravourös und auch schauspielerisch überzeugend. Aber auch Oliver LIEBL hatte das junge Publikum mit seiner Darstellungs-und Stimmkraft ganz auf seiner Seite.

Auch das Bühnenbild und die Kostüme (Agnes HASUN) passten sich ganz gut den 1990er Jahren an und die Regiearbeit von Fredéric BUHR entsprach aller realistischen Normen der damaligen Zeit, in der heute Künstler kaum noch von ihrem Beruf leben können und ebenso als Nebenjob kellnern oder als Pizzaboten, Verkäufer oder Taxifahrer arbeiten müssen. Überangebot und schlechte Gagen sind auch inzwischen in Deutschland und Österreich das Hauptproblem.

Es ist ein autobiografisches Stück vom Stückeschreiber, Komponisten Jonathan LARSON der auch die Gesangtexte schrieb und die harten künstlerischen Bandagen am Broadway oft zu verspüren bekam. Er war ein Wegbereiter des modernen Musicals und wurde mit „RENT“ (1996) berühmt. Hier wurde wahrlich die Renaissance des Rockmusicals eingeläutet. Die Story zu tick, tick Boom entstand eigentlich aus einer Frustration heraus, weil Larsons Musical „Superbia“ zu einen Misserfolg wurde. Larsons Zukunftsängste, aber auch politische und gesellschaftliche Kritik kommen besonders in diesem Werk stark zum Ausdruck. Jonathan LARSON hat seine letzten Uraufführungen nicht mehr erlebt da er am 25. Januar 1996, an dem Tag der Premiere von „RENT“ im Alter von 35.Jahren an den Folgen des Marfan – Syndroms durch eine Aortendissektion in Manhattan, New York verstarb.

Er hätte an dem großen Erfolg von tick, tick…Boom! letzten Samstag seine wahre Freude gehabt. Gleich am Ende des Stücks Standing Ovations, ein nicht zu endender riesiger Applaus, den ich seit Jahren nicht mehr in der Volksoper erlebt habe.

Das Rockmusical und seine so großartigen Protagonisten als auch das gesamte Team hat es sich verdient. Diese Produktion sich anzuschauen ist ein absolutes Muss. Überzeugen Sie sich selbst – tick, tick, Boom! Ist eine Show der Superlative, die wahrlich alle Generationen auch in Zukunft begeistern wird.

Manuela Miebach

 

Diese Seite drucken