Volksoper:: „THE GOSPEL ACCORDING TO THE OTHER MARY“ –- im Studio für KI erstellt? (15.6. 2024)
Die Wiener Festwochen haben sich unter dem kuriosen Titel „The Gospel According to the Other Mary“ für fünf Aufführungen in der Volksoper einquartiert. Alles andere als ein glücklicher Seitensprung. Offensichtlich die Verführer: So erfolgreiche US-Künstler wie John Adams, Heroe der aufgedonnerten Minimal Music, und Kultregisseur Peter Sellars – aber bitte, hier als Librettist dieses szenisch aufbereiteten Passions-Oratoriums. Aber auch: Die Künste der beiden bewegen sich auf so ziemlich gleichbleibenden Ebenen. Adams läßt es im Orchester zumeist so recht mit saftigen Dreiklängen rumoren. Oft wirkungsvoll. Doch hier als Untermalung von Sellars um eine Deutung der christlichen Passion aus neuer Sicht bemühte Fassung, 2012 erstellt, mit zusammengestoppelten Texten, Szenen, verdrehten Blickwinkeln, wirkt die Kreation bereits wie ein Artikel Musiktheater aus einem Studio für KI.
Für die kurze Aufführungsserie dieses ‚Evangeliums nach der anderen Maria‘ in der nüchternen Regie von Lisenka Heijboer-Castanon hat sich ein völlig neues Solistenensemble in der Volksoper eingestellt. Keine attraktive oder berührende Gesangspartien gibt es für sie. Chor und Orchester der Volksoper sind sehr ordentlich mit dabei. 1. Akt: Haus der Gastfreundschaft, soziale Thematik wird angeschnitten – öde, ohne Korrespondenz zwischen Text und Sound. 2. Akt: Golgatha, Begräbnis, abschließend Erdbeben und Erkennen – nicht berührend, doch mit mehreren guten Momenten. Den Oratorien eines Johann Sebastian Bach nun eine einigermaßen gleichwertige Schöpfung folgen zu lassen …. in unserer Zeitkunst-Ära ist man weit davon entfernt.
Meinhard Rüdenauer