Wiener Staatsballett: Auf ansprechender Volksopern-Tour / Premiere am 8.5.2024
„les sylphides“ steht mit klein geschriebenen Initialen über dem frisch einstudierten dreiteiligen Programm des Wiener Staatsballetts in der Volksoper. Allzu tief in eine elbisch verzauberte Welt wird der angenehm gestimmte Besucher wohl doch nicht eintauchen dürfen. Eine elegante Weichzeichung von Michel Fokines im Jahr 1909 für das Ballet Russes kreierter Huldigung an das romantische Ballett mit den sich in Reih und Glied formierenden Ballerinen in ihren weißen Tutus in schummriger Atmosphäre ist an den Beginn gestellt. Nobel exerzierend zu nobler Chopin-Sensibilität: die feinen Solotänzerinnen Olga Esina, Ioanna Avraam, Elena Bottaro, mit Masayu Kimoto als dezentem Partner.
In ein vages „Eden“ führt der Mittelteil. Ensemble-Tänzerin Adi Hanan darf sich auf der großen Bühne als Choreographin präsentieren. Sympathisch gemacht. Doch zu Franz Schuberts „Tod und das Mädchen“ und Repetitionsmusik von Avo Pärt macht sie mit ihrer an heutigen Stil und Ausdrucksnuancen angepassten kultivierten Handschrift auf paradiesisches Leben nicht allzu neugierig. Hinterlässt eher das Gefühl: alles vergeht.
„jeunehomme“ heißt es zum Abschluss. Eine diffizil gestaltet Neoklassik-Kreation aus dem Jahr 1986 des früh verstorbenen Uwe Scholz (1958 – 2004, aus der Cranko-Schule, ein Anwalt des symphonischen Balletts) wurde aus der Versenkung geholt. Mozarts Es-Dur Klavierkonzert KV 271 diente ihm als Unterlage für feinste klassische Tanzartistik, welche von Ioanna Avraam, Kiyoka Hashimoto, Davide Dato, Alexey Popov und Ensemble auch feinst vorgeführt wurde. Nicht ganz so witzig pointierend wie seinerzeit aus Scholz´ führender Hand, respektvoll vom Orchester unter Ido Arad untermalt. Halt! Bühne & Kostüme, Modemann Karl Lagerfeld ist als Designer angeführt … chic wie sich’s gehört, nicht mehr.
Meinhard Rüdenauer