8. Mai 2024, Triumphaler Erfolg an der Wiener Volksoper
Premiere „les sylphides“ ein Ballettabend der Superlative
Les sylphides Ensemble und O. Esina, E. Bottaro und M. Kimoto, copyright A. Taylor
Einführung: Die Premiere von Les Sylphides 1909 während Sergei Diaghilews erster Pariser Ballets Russes-Saison sorgte mit Tamara Karsawina (Petersburger Marinski Theater), Anna Pawlowa, Alexandra Baldina und Vaclav Nijinsky als Solisten für großes Aufsehen. Nicht zu vergessen das die Ballets Russes als eines der bedeutendsten Ballettensembles des 20.Jahrhunderts galten, das unter dem Impresario von Sergej Djagilev (russische Schreibweise) gegründet und wo die ersten Auftritte zunächst in Paris 1909 und 1911 die Kompanie ihren Sitz in Monte Carlo aufnahm. Djagilevs Ziel war es russische Kunst in Europa bekannt zu machen. Er folgte dabei dem Prinzip L’art pour l’art, also Kunst um ihrer selbst willen, ohne gesuchten Bezug zur politischen Realität ihrer Zeit.
Zu den bedeutendsten Choreographen der Kompanie zählte damals Michel Fokine, Léonide Massine und George Balanchine. Sie legten den Grundstein für das moderne Ballett, während Tänzer wie Vaclav Nijinsky und Anna Pawlowa zu internationalen Stars der Ballettszene avancierten. Nach Djagilevs Tod 1929, der übrigens auch ein großer Förderer bildender Künstler war, wurde die von ihm gegründete Kompanie aufgelöst und es bildete sich als Nachfolgekompanie die Ballets Russes de Monte Carlo.
Michail Micháilowitsch Fokin (*23.April 1880 in Sankt Petersburg, gestorben 22. August 1942 in New York) zählte unumstritten zu den bedeutendsten Tänzern und russisch-amerikanischen Choreographen dieser Truppe. Während des Pariser Gastspiels wurde am 19.Mai 1909 sein Ballett die Polowetzer Tänze am Théatre du Chátelet uraufgeführt. In den folgenden Jahren gelangte er mit Werken wie Les Sylphides (1909) und Der Feuervogel (1910) zu Weltruhm. Weitere Höhepunkte waren Petruschka (1911), Le Spectre de la Rose (1911) sowie Daphnis und Cloé (1912). 1912 verließ Michel Fokin die Ballets Russes, weil er eifersüchtig auf das enge Verhältnis zwischen Djagilev und Vaclav Nijinsky war. Choreographierte aber 1914 erneut für die Ballet Russes, darunter Josephs Legende mit Léonide Massine in der Hauptrolle.
Neben Der Feuervogel (Musik Igor Stravinsky) gehören ebenso Les Sylphides heute noch zu den meist aufgeführten Balletten. In Wien haben die „Sylphen“ 1973 zum letzten Mal getanzt, damals auf der großen Bühne der Wiener Staatsoper.
In der neuen Choreografie von Adi HANANS Eden Uraufführung und Jeunehomme (Uwe SCHOLZ) erleben wir zumindest einige Glückmomente. Traumwandlerisch und voller Poesie entfaltet sich der Abend in der Volksoper wo man in ganz andere Sphären als Zuschauer sich begibt zwischen wohltemperierten Klängen von Chopin bis Mozart und einer Welt zwischen „Traum und Wirklichkeit“. Auch die Solistinnen wie Ioanna AVRAAM, Elena BOTTARO und Olga ESINA konnten überzeugen. Eher enttäuschend hingegen Masayu KIMOTO wo man allein in den Pas de deux auch im Ballet Solo mehr von ihm erwartet hätte. In Wahrheit kam er gar nicht so richtig über die Rampe rüber das mag vielleicht auch an der kleinen Bühne gelegen sein. Oder an meinen Ansprüchen wo ich als ausgesprochener Ballettfan Mikhail Baryshnikov und Rudolf Chametowitsch Nurejew noch live auf der Bühne erlebt habe. Nun darf man natürlich diese Tanzgrößen mit den Heutigen nicht vergleichen, denn auch in der Gegenwart gibt es inzwischen einen ausgezeichneten internationalen Nachwuchs. Vergessen wir nicht klassisches Ballett in Bezug des täglichen Trainings ist reine Knochenarbeit.
Großartig war jedenfalls Adi HANNAS „Eden“ gestellt. HANAN bezieht sich laut ihrer Angaben auf die Geschichte von Adam und Eva musikalisch untermalt von Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“. Vier Frauen und vier Männer symbolisieren in ihren Bewegungen Verführung, Liebe, aber auch Unterdrückung „Das Weib ist dem Manne untertan“ wodurch sie in ihrer Versklavung in eine Abhängigkeit gerät. In den weißen Kokon ein weiteres Pärchen eingehüllt, versteht sich als eine Art Wiedergeburt, symbolträchtig, eine Art Psychoanalyse dass sich der Betrachter so auslegen kann wie er will. Am Ende werden sie vom Wächter des Gartens (Yuko KATO) aus dem Stoff geschält dass Reinheit, den Gleichklang zweier Menschen symbolisiert.
Sehr überzeugend im letzten Teil des Abends war „Jeunehomme“ von Uwe SCHOLZ zu Mozarts 9.Klavierkonzert. Wo natürlich gerade der letzte Satz von Mozart von so einer unvergleichbaren musikalischen Schönheit sodass es hier eigentlich kaum einer tänzerischen Darstellung bedarf. Und doch verschmolzen unter dem Dirigat von Ido ARAD die tänzerischen Darbietungen des Wiener Staatsopernballetts zu einer Einheit aller künstlerischen Ästhetik, Schönheit, im musikalischen Einklang im allgemeinen Weltenraum allen Seins. Man kann sagen es war ein Ohren – und ein Augenschmaus wie man ihn nur noch selten erlebt.
Zu erwähnen sind noch der Pianist Johannes PIIRTO und die Solist*innen Davide DATO und Marcos MENHA, Kyoka HASHIMOTO und Alexey POPOV die einen musikalischen Zauber in den Raum projizierten.
Zusammenfassend war dieser Ballettabend neben den Bühnen – und Kostümdesigns ein durchaus gelungener Abend wo das gesamte Ensemble am Schluss mit frenetischem Applaus gefeiert wurde.
Wien kann wahrlich stolz sein auf sein Staatsopernballett denn sie sind ein Garant für anspruchsvolle Ballettaufführungen.
Manuela Miebach