Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Volksoper: Premiere des Wiener Staatsballetts: „MARIE ANTOINETTE“ – gleichsam hinter einer Maske

20.12.2025 | Ballett/Performance

Volksoper / Premiere des Wiener Staatsballetts: „Marie Antoinette“ gleichsam hinter einer Maske am 20.12.2025

02 malandain marieantoinette ebottaro ag carciatorres 03 foto ash~1
Copyright: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor

Maria Antonia Josepha Johanna von Österreich-Lothringen, eine Tochter der Habsburger-Kaiserin Maria Theresia, ist als Fünfzehnjährige per procurationem (= Stellvertreterhochzeit) 1770 mit dem französischen Thronfolger vermählt worden. Habsburgische Heiratspolitik. An diesem Tag ist sie zur Marie Antoinette geworden, und sie hat als Frankreichs Königin von 1774 bis1792 gethront. Eingegangen in die Historie brutaler Machtkämpfe: Als Opfer der französischen Revolution wurde sie am heutigen Place de la Concorde von der Guillotine enthauptet.

Im königlichen Prunkschloss von Versailles wurde in ihrer Zeit die Opéra Royal du Chateau de Versailles errichtet. Und dort hat der französische Choreograf Thierry Malandain (in Wien sind vor rund einem Jahrzehnt kurz drei seiner Kreationen zu sehen gewesen) mit seinem Malandain Ballet Biarritz vor sechs Jahren seine getanzte „Marie Antoinette“-Version einstudiert. Dieser eineinhalbstündige vage Geschichtsunterricht wurde aus Frankreich nun an die Wiener Volksoper geholt und von den hier engagierten TänzerInnen des Wiener Staatsballetts mit Sorgfalt einstudiert und mit geforderter Eleganz vorgeführt. Solisten aus der Staatsoper haben am Premierenabend das Ensemble des Hauses verstärkt: Elena Bottero in der Titelrolle, Rebecca Horner als Maria Theresia, Andrés Garcia Torres als Ludwig XVI.

01 marieantoinette damenensemble cc foto ashleytaylor~1
Copyright: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor

Malandain, Jahrgang 1959, pflegt einen stark in Manieriertheiten verwurzelten Bewegungsstil. Klassischer Tanz und sich zu oft wiederholende Modernismen finden zueinander. Hier angepasst an höfisches Zeremoniell. Fein wirken homogene Wechselspiele in den Gruppierungen, Musikalität ist gegeben, mit Dezenz nähert sich Malandain der historischen Problematik. Doch die Erzählung von Marie Antoinettes Schicksalsweg versickert mehr und mehr, scheitert an mangelnder kreativer Ausdruckskraft. Gleichsam hinter einer Maske werden ihre und die Empfindungen des höfischen Kreises angedeutet, bleibt ein berührender seelischer Tiefgang aus.

Die junge Marie Antoinette hat von niemand geringerem als Christoph Willibald Gluck Gesangsunterricht erhalten. Und in einer der Szenen – vierzehn sind es, betitelt etwa ‚Das königliche Fest‘, ‚Die Hochzeitsnacht‘, ‚Ludwig und Madame du Barry‘ oder abschließend völlig kraftlos „Tod der Österreicherin!“ – ist auch Gluck´sche Musik zu hören. Doch der Choreograph hat Joseph Haydn mehr vertraut, hat aus dessen Symphonien einzeln ausgewählte Sätze seinem Handlungsablauf unterlegt. Fein musikalisch gedacht, aber es ist keine dramatische Bühnenmusik zu hören. Jedoch – das Orchester unter Christoph Altstaedt gibt sich diesem symphonischen Musizieren liebevoll und mit stilvollen Akzentuierungen hin. Diese „Marie Antoinette“, auf Versailles zugeschnitten, sollte nun mit ansprechenden Tänzen und sanftem Sentiment das Publikum der Volksoper ansprechen.

    Meinhard Rüdenauer

 

 

Diese Seite drucken