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WIEN/ Volksoper: PORGY AND BESS. Konzertant. Premiere

10.02.2019 | Oper

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PORGY AND BESS – Konzertante Aufführung, Volksoper – 10.2.2019 – Premiere

(Heinrich Schramm-Schiessl)

George Gershwins bekanntestes Bühnenwerk nimmt in der Geschichte der Wr. Volksoper einen durchaus wichtigen Platz ein. Im Rahmen einer Welttournee der Everyman Opera Company wurde das Werk im September 1952 mit Leontyne Price – die damit noch vor ihrem Erstauftreten an der Wr. Staatsoper am 24.5.1958 (Aida) ihr Wiener Operndebut feierte – und William Warfield in den Titelpartien viermal gezeigt. In der Direktionszeit von Albert Moser – wahrscheinlich der erfolgreichsten des Hauses – kam es dann 1965 unter der Ägide von Marcel Prawy zu einer Eigenproduktion, abermals mit William Warfield als Porgy und diesmal Olive Moorefield als Bess. Diese Produktion war bis Anfang der 70er-Jahre auf dem Spielplan.

Das Werk spielt um 1870 in der Schwarzensiedlung Catfish Row in Charleston (South Carolina) und schildert das dortige Leben der dort ansässigen Schwarzafrikaner. Porgy ist ein gehbehinderter Bettler der die schöne aber leichtlebige und rauschgiftsüchtige Bess liebt. Diese befindet sich in der Gewalt des brutalen Zuhälters Crown. Als dieser wegen eines im Streit begangenen Mordes untertauchen muss, kümmert sich Porgy um Bess und es entwickelt sich daraus eine Romanze. Als Bess Crown wieder begegnet, gerät sie sofort wieder unter seinen Einfluss. Crown will Bess entführen und wird dabei von Porgy erstochen. Als dieser in Untersuchungshaft ist, verfällt Bess wieder dem Rauschgift und geht mit Sporting Life nach New York. Am Ende beschliesst Porgy ebenfalls nach New York zu gehen, um Bess zu suchen.

Gershwin legte von Anfang an darauf Wert, dass es sich hier nicht um ein Musical sondern um eine Oper handelt. So ist das Werk durchkomponiert und erinnert zeitweise durchaus an die Opern des Verismo. Allerdings ist die Grenze zum Musical durch die Verwendung von Spiritual-, Blues- und Jazz-Elementen doch etwas fließend. Zahlreiche Musiknummern wie z.B. „Summertime“ wurden zu Hits.

Nun hat man das Stück für fünf Aufführungen wieder auf den Spielplan gesetzt, allerdings nur konzertant und das ist schade, denn das Werk gehört einfach auf die Bühne. Speziell die zahlreichen Genre-Szenen verlangen nach einer optischen Auflösung, denn sonst wirken sie doch etwas lang. Gottlob hat man entgegen den sonstigen Usancen der Volksoper wenigstens die englische Originalsprache gew#hlt.

Die Aufführung selbst war sehr gut. Joseph R. Olefirowicz, der schon vorige Saison bei „Carousel“ gefallen konnte, hat das Orchester sehr gut einstudiert und dirigierte sehr animiert und schwungvoll.

Den Porgy sang Morris Robinson ausgezeichnet. Er verfügt über einen schön klingenden Bariton,und es gelingt ihm auch eine sehr intensive Rollengestaltung. Bess war Melba Ramos und auch sie sang sehr gut, auch wenn die Stimme in der Höhe etwas steif klingt. Auch sie vermochte die Rolle gut zu gestalten. Lester Lynch war ein großartiger Zuhälter Crown. der mit wuchtiger Stimme die ganze Brutalität dieser Rolle offenbarte. Ray M. Wade Jr. gestaltete den Dealer Sporting Life zwar recht gut, sein Tenor ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Rebecca Nelsen hat als Clara gleich zu Beginn das bekannteste Stück des Werkes, „Summertime“ zu singen und entledigte sich auch sonst ihrer Aufgabe tadellos. Julia Koci war eine schön singende Serena und Bongive Nakani, gehandicapt durch einen Gipsfuß, eine berührende Maria. Ben Connor überzeugte als Jake ebenso wie Alexander Pinderak als Robbins. Den übrigen Mitwirkenden sei ein Pauschallob ausgesprochen.

Ausgezeichnet auch der von Thomas Böttcher einstudierte Chor.

Am Ende gab es viel Jubel für alle Beteiligten

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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