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WIEN/ Volksoper: PORGY AND BESS – konzertant

Und über allem die Liebe!

19.02.2019 | Oper

Wien-Volksoper: PORGY AND BESS am 18.2.2019

UND ÜBER ALLEM DIE LIEBE: FULMINANTE „PORGY AND BESS“-KONZERTFASSUNG AM WÄHRINGER-GÜRTEL (18.2.2019)


Melba Ramos, Morris Robinson. Foto: Barbara Palffy/Volksoper

Sie haben noch keine Vorstellung der konzertanten Serie von „Porgy and Bess“ von George Gershwin in der Volksoper besucht? Dann rasch um die Restkarten gekümmert, die es für die Reprisen am 22. und 25.Februar 2019 gibt. Sie versäumen sonst wirklich 3 fulminante musikalische „Sternstunden“, die zum Besten gehören, was die Volksoper derzeit zu bieten hat. Die Geschichte vom „Krüppel“ Porgy, der mit seinem Ziegenwagen bettelnd umherzieht und doch behauptet, dass er “plenty o’nothing“ habe, kann kaum intensiver nach erzählt werden. Allein die Besetzung des Porgy mit Morris Robinson macht diese Produktion zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ein Sänger in der Tradition von William Warfield: mit einer unglaublichen „Röhre“ und doch voll Belcanto-Schmelz: großartig! Und seine Bess (Melba Ramos), die von Kriminellen wie Crone  (Lester Lynch in „Macho-Allüre“) oder Sporting Life (Ray M. Wade Jr. mit kraftvollem tenoralem Schmelz) von Ihrer Liebe zu Porgy abtrünnig gemacht wird, steht ihm in nichts nach: sie ist erotisch und lyrisch-dramatisch; voller Skrupel und zugleich unschuldig! Aber es sind nicht nur diese vier grandiose Solisten. Sowohl das Orchester der Wiener Volksoper als auch der Volksopernchor (Leitung Thomas Böttcher) laufen zur Höchstform auf: der Dirigent Joseph J. Olefirowicz lässt die Stimmung der 3stündigen Produktion kontinuierlich „hochkochen“. Und dazu kommen die vielen kleineren Rollen, die durchwegs hochkarätig besetzt sind: Rebecca Nelsen beginnt gleich mit dem ersten „Schlager“-„Summertime“, das sich wie ein roter Faden durch das ganze Stück zieht; vielleicht  ein wenig zu opernhaft, aber virtuos. Ihr Ehemann wird von Ben Conner sehr intensiv dargeboten – vielversprechend; Julia Koci ist eine wunderbare Serena; anstelle der erkrankten Bongiwe Nakani brillierten als Maria Benita Heymann und Morton F. Larsen als schleimiger Advokat -beide führten gemeinsam mit Ilseyar Khayrullova als Annie die Liste der Ensemble-Mitglieder an, die zum großen Erfolg dieser Produktion beitragen: Alexander Pinderak als Robbins, Michael Havlicek als Jim (bzw. Bestatter), Sulie Girardi als Lilly, Jeffrey Treganza als Mingo, Mehrzad Montazeri als Peter – die Volksoper bietet wirklich ihre besten Kräfte auf, um das anspruchsvolle Werk (UA 1935) entsprechend zu präsentieren. Über allem die Liebe, kann man resümieren: und der Traum von einer besseren Welt siegt über alles! Eines kann man auch feststellen: die Debatte, ob es sich bei diesem Stück um eine Oper oder um eines der ersten Musicals handelt, ist gleichfalls sinnlos. „Porgy and Bess“ gehört in die Spitzengruppe des Musiktheaters ob mit oder ohne szenische Umsetzung.

Peter Dusek

 

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