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WIEN/ Volksoper: PARISER LEBEN – mit neuen Solisten im Aufwärtstrend

28.02.2015 | Operette/Musical

Wien/ Volksoper: OFFENBACH’S „PARISER LEBEN“ MIT NEUEN SOLISTEN IM  AUFWÄRTSTREND   ( 27.2.2015 )

Die Premiere der fünfaktigen Operette „Pariser Leben“ von Jacques Offenbach  vor einer Woche glich noch der Fahrt mit der Prater-Hochschaubahn.  Der Dirigent Sebastien Rouland setzte auf ein geradezu „mörderisches Tempo“ und überforderte damit einen Großteil des Ensembles und des Orchesters, die Inszenierung des Holländers Michiel Dijkema (Kostüme Claudia Damm) polarisierte  durch aktuelle Bezüge und das vokale Niveau war sehr unterschiedlich. Nun – bei der dritten Vorstellung und  mit einem weitgehenden Wechsel der Hauptdarsteller – zeigte sich klar. Die im Jahr 1866 uraufgeführte Operette befindet sich am Währinger Gürtel im Aufwärtstrend. Schon in der  Ouvertüre erweist sich das Orchester der Volksoper Wien dem Potpourri an  Melodien voll gewachsen. Und spätestens mit dem Auftritt von Raul –Alexander Pinderak – und Bobinet  – Michael Havlicek – wird klar: diesmal ist man näher bei Johann Strauss; und das ist gut so! Das „Pariser Leben“ gehört ja nicht gerade zu den tiefschürfenden Operetten. Aber die Fülle an musikalischen Einfällen samt dem „Haupt-Schlager“ machen das Stück aufführenswert.

Ansonsten viel Klamauk, Situationskomik und belanglose Verwechslungen. Der niederländische Regisseur und Ausstatter Dijkema  setzt jedenfalls auf Tempo, siedelt die Operette, die im Jahr von Königgrätz aus der Taufe gehoben wurde, im heute an – und bringt durch das mehrfache Auftauchen eines Kostümtransporters doch auch die Vergangenheit stilistisch ins Spiel und erzielt über ein ironisierendes Ballett (Bohdana Szivacz) zusätzliche Akzente.  Das ganze ergibt eine bunte, flotte und tagesaktuelle Revue, in der auch vokal die Relationen stimmen. Morten Frank Larsen ist ein großartiger Baron von Gondermark (wie Kurt Schreibmayer bei der Premiere): skurril, erotisch und stimmlich in Bestform. Ursula Pfitzner ist seine Ehefrau – auch sie verführerisch, lasziv und opulent. Hinreißend auch die exaltierte Escort-Dame Metella – Siphiwe McKenzie. Sie singt eine Melodie, die später unter dem Titel „Reigen“ nochmals ein Ohrwurm wurde. Sie hat offenbar ein echtes Offenbach-Temperament. Alexander Pinderak ist ein sehr natürlicher Raul, Michael Havlicek ein köstlicher Wiener „Charmeur“ Bobinet. Und damit ist die Liste der Debütanten noch nicht zu Ende: Jasmina Sakr ist eine temperamentvolle Gabrielle, Roman Martin ein schmissiger Jean, Claudia Göbl gefällt als „Wienerische“ Pauline. Der Rest war schon bei der Premiere mit dabei: die köstliche Helga Papouschek als Tante, Sulie Girardi als Nichte, Boris Pfeifer als Brasilianer, Franz Suhrada als Fremdenführer…

Alles in allem: das „Pariser Leben“ ist im Aufwärtstrend, der Chor der Volksoper Wien (Thomas Böttcher) wird wahrlich gefordert und  die Seine und die Donau rückten  näher zusammen.

Peter Dusek

 

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