Volksoper: „MY FAIR LADY“ – glorreich gealtert (27.12.2024)
Manuel Rubey, Paula Nocker, Marcus Meyer. Foto: Barbara Palffy (Volksoper)
Muss wohl perfekt sein! Die darstellerische Leistung eines Schauspieler-Kindes. Ist sie auch. Paula Nocker, frische 27jährige Tochter des Burgtheater-Paares Maria Happel und Dirk Nocker, hat bei ihrem Volksopern-Debüt in der Neuinszenierung von „My Fair Lady“ in der Titelrolle als Eliza Doolittle mit ihrer ausgefeilten Gestaltung wie mit spielerischer Hingabe voll zu überzeugen vermocht. Gesanglich? Sie kommt gerade durch.
„My Fair Lady“, 1956 in New York uraufgeführt, das Musical Play mit den Superhits von Frederick Loewe, steht nun seit über viereinhalb Jahrzehnten immer wieder im Repertoire der Volksoper. Ruth Brauer-Kvam hat diesmal die szenische Neueinstudierung betreut. Mit ein bisschen Manipulationen von ihr. Aus dem Sprachforscher Prof. Henry Higgins, dem vornehmen englischen Gentleman par excellence, ist nun ein kauziger Komiker (Markus Meyer) geworden, der seine Nerven zeigt. Um Karl Markovics als hilflos besoffenem Vater von Eliza muss man schon ein kleinwenig Angst haben. Ein etwas liebevolleres Profil könnten Oberst Pickering (Manuel Rubey) und Freddy (Lionel von Lawrence) vertragen. Als gestandene elegante Ladys der Londoner Gesellschaft dürfen sich Marianne Nentwich (verständnisvoll als Higgins Mutter), Martina Dorak und Regula Rosin präsentieren.
Hochelegant: Vor Jahren hat es in der Volksoper den exzellenten Ausstatter Rolf Langenfass gegeben. Seine Szenerie zur effektvollen Ascott Gavotte am noblen Rennplatz oder die übertriebene British Society-Kostümierung: Das hat bleibenden Stil. Die junge Britin Charlotte Corderoy betreut, gegeben durch solch eine reine Schauspieler-Besetzung, nicht so übermäßig genussvoll doch musikalisch seriös die Aufführung. Die 259.Vorstellung von „My Fair Lady“ ist diese Neueinstudierung im Haus gewesen. Kann sich schon sehen lassen. Auch wenn Loewes Evergreens wie „Ich hätt´ getanzt heut’ Nacht“ oder „Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen“ etwas aus der Mode gekommen sind, nicht mehr in den Ohren eines jüngeren Publikums herum tanzen. Glorreich gealtert ist dieses ’Schmuckstück des Musicals’ früherer Jahre jedenfalls.
Meinhard Rüdenauer