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WIEN/ Volksoper: MOZART À2 / DON JUAN – „Liebesgrüße aus Biarritz. Ballettpremiere Wiener Staatsballett

17.11.2014 | Ballett/Performance

LIEBESGRÜSSE AUS BIARRITZ. Ballettpremiere in der Wiener Volksoper: W.A.Mozart und Ch.W.Gluck als Glücksbringer für getanzte Paarungsrituale (16.XI.)

Eingekauft hat Manuel Legris, der Pariser Direktor des Wiener Staatsballetts, im südwestfranzösischen Badeort Biarritz ein neues Tanzprogramm für die Volksoper. Das traditionreiche Seebad verlockt zu Körperlichkeit und sexueller Sinnlichkeit, der Choreograph Thierry Malandain lässt sich hier zu Paarungsritualen verführen und vermag damit auch zu verführen.

 Biarritz? Malandain, Jahrgang 1959, früher Tänzer an der Pariser Oper, ist seit geraumer Zeit der kreativ emsige Chef des Malandain Ballet Biarritz. Erfolgreich mit seinen eigenen Kreationen und auf Gastspielen der nicht allzu großen Kompanie. Einen „Don Juan“ auf die Musik von Christoph Willibald Gluck hatte er bereits dort geschaffen, auch mit einschmeichelndem Mozart-Sound ist er längst vertraut. Somit ist nun das importierte zweiteilige neue Programm in der Volksoper „Mozart à 2 / Don Juan“ betitelt.

 Mozart ist zuerst an der Reihe: Fünf fließend elegant gestaltete Pas de deux zu Adagio-Sätzen aus Klavierkonzerten von Mozart. Wunderschöne Musik, schöne Körper. Fünf Paare aus der Staatsopern-Abteilung des Wiener Staatsballetts dürfen hier ihr feines Können demonstrieren. Liebesspiele, extrem erotisch, nicht immer mit positivem Ausgang. Die Herren mit verführischen bloßen Oberkörpern tanzend, sonst hautfarbenen auf nackt getrimmt, die Damen ein Spur weniger sexy, doch durchaus selbstbewußt. Adagio dancing, beinahe so wie in anspruchsvollen Nightclub-Liveshows, doch schon um einiges etwas kunstvoller und sensibler.

 Garn nicht so sensibel ist Malandain über Glucks „Duan Juan“ darüber gefahren. Kein schlechtes Schaustück. Doch …. dieser „Don Juan „, 1761 im damaligen Wiener Kärntnertor-Theater höchst erfolgreich uraufgeführt, gilt in der Choreographie von Gasparo Angiolini, wie Gluck ein Musiktheater-Reformer, als allererste tragische Ballettpantomime mit strigentem Handlungsablauf in der Historie des Bühnentanzes. Mandalain kleckst dagegen locker und ohne weitere Bedenken in Richtung aufreizend erotischer Körpersprache herum. Das kann schon gefallen, bietet jedoch keine adäquate Übersetzung der ausdrucksstarken grandiosen Musik (berühmt: der Tanz der Furien und Dämonen). Drei verschiedene Don Juans (Gleb Shilov, Martin Winter, Oleksandr Maslyannikov) wechseln sich nicht gerade profiliert charakterisiert bei Malandain ab. Eher wohl nach belieben, da eine klare dramaturgische Entwicklung nicht erkennbar ist. Auch die Auftritte des Komturs und des personifizierten Todes bieten keine Spannungsmomente.

 Aber doch: Sehr spritzig und unterhaltsam wirken einige der temperamentvollen Ensembleszenen, in denen Elvira & Frau & Frau & Frau – auch schon abgestanden: die Männer in Damenroben – sich einem der drei Juans hingeben müssen oder wollen. Somit ist aus dem tiefsinnigen Don Juan von Gluck und Angiolini eine eher kokett auf der tänzerischen Sex-Welle dahin schwimmende Caprice geworden. Also, wem danach verlangt: Diese Liebesgrüße aus Biarritz sollten schon ihre richtiges Publikum auch in der Volksoper finden. Ausschließlich die kleinere Tänzerschar des Wiener Staatsballetts, welche das Volkospern-Repertoire zu bedienen hat, ist mit Ambition zu Glucks Musik angetreten. Ballettkorrepetitor Jìrí Novák hat als Dirigent dem Orchester des Hauses sorgsam den Takt vorgegeben. Mit geteilten Meinungen wurde der Abend vom Premierenpublikum aufgenommen. Keine Angst, man wird hier optisch schon ansprechend bedient. 

Meinhard Rüdenauer

 

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