Volksoper: Mozarts „Figaro“ in einer Klamauk-Variante 24.5.2021
Zur Ouvertüre: Feuerroter Vorhang, danach wird es sehr bunt
Zur stürmischen Ouvertüre von Mozarts „Le nozze di Figaro“ beginnt es vor feuerrotem Vorhang mit einer verspielten commedia dell’arte-Pantomime. Nicht so ganz frech, doch immer wieder höchst übermütig wird uns einem langen Abend nach den Worten von Lorenzo Da Ponte von dem erotischen Wirrwarr im Schloss des Grafen Almaviva erzählt. Figaros Hochzeit ist nun als Klamauk-Variante zu sehen, sehr bunt und ein Durcheinander, und zu hören – anständig gesungen und musiziert unter Dirigent Omer Weir Welber.
Volksoper-Chefin Lotte de Beer hat Mozarts Commedia per Musica aus dem Jahr 1786, Uraufführung im Wiener Hoftheater ( = altes Burgtheater) 2021 für das Festival d’Aix-en-Provence inszeniert. Nun als Produktion in die Volksoper übernommen: Die Geschichte wird durchaus lebendig und stets flott nahe gebracht. Ist aber auch in der Übertriebenheit nicht so ganz nach jedermanns Geschmack. Nicht der Glanz von Mozarts Musik ist in den Vordergrund gerückt, sondern das erotische Leben mit all den Konflikten des sextrunkenem Grafen (Daniel Schmutzhard in unablässiger Action) und seines untergebenen Gesindes wird als Farce vorgeführt. Wenig Stillstand – doch auch die Länge des Werkes und die ständigen Komplikationen in der Handlung können zur Ermüdung des Zusehers führen.
Die Ausstattung (hier unbekannte Mitgestalter: Roe Smith, Jorine van Beer) wirkt frisch und poppig. Spielfreudig und mit guten Momenten fügen sich Matilda Sterby (Gräfin), Lauren Urquhart (Susanna), Michael Arivony (Figaro), Annelie Sophie Müller (Cherubino) in das unablässige Gewoge auf der Bühne ein. Ein kleiner Wink für kommende „Figaro“-Besucher in der Volksoper: Allerfeinste Mozart-Musik wird hier zu einer ausgelassenen Burleske aufgespielt.
Meinhard Rüdenauer