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WIEN/ Volksoper: LADY IN THE DARK von Kurt Weill – Premiere

18.12.2021 | Operette/Musical

LADY IN THE DARK – Premiere Volksoper am 18.12.2021

Besucht wurde die Vor-Premiere am 13.12.2021
(Heinrich Schramm-Schiessl)

Lady in the Dark – Trailer | Volksoper Wien - YouTube
Copyright: Wiener Volksoper

Wien gilt, letztlich durch das Wirken von Siegmund Freud, als die Geburtsstadt der Psychoanalyse, aber in keinem anderen Land der Welt ist die Beziehung der Menschen zum Analysten so ausgeprägt wie in den USA. Es gehört(e) fast zum „guten Ton“ zum Analysten zu gehen. Unzählige Bücher und nicht wenige Filme beschäftigen sich auf ernste bis dramatische Art aber durchaus auch mit Heiterkeit mit diesem Thema. Bereits zwei Jahre nach dem Tod von Siegmund Freud wurde 1941 ein Musical zu diesem Thema aus der Taufe gehoben. Es hiess „Lady in the Dark“ und wurde von Moss Hart (Liedertexte: Ira Gershwin) verfasst und die Musik dazu schrieb Kurt Weill, der kongeniale Komponist der Musik zu Werken von Bertolt Brecht („Dreigroschenoper“, „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“). Das Werk wurde am 23. Jänner 1941 am Broadway uraufgeführt und brachte es auf 467Aufführungen. Danach verschwand das Werk von den Spielplänen. Im deutschsprachigen Raum wurde es zunächst 1951 in Kassel und 1976 in Lübeck aufgeführt. Zuletzt spielte man es ab Oktober 2011 in der Staatsoper Hannover.

Die Handlung spielt in New York. Liza Elliott, erfolgreiche Herausgeberin eines Modemagazins, befindet sich in einer Lebenskrise und sucht den Analysten Dr. Brooks auf. Im Zuge der Behandlung schildert Liza drei Träume, die real auf der Bühne gezeigt werden. Zwischen diesen Traumschilderungen erlebt man neben den Therapiesitzungen bei Dr.Brooks, einerseits den Alltag in der Redaktion des Modemagazins mit all seinen Problemen und andererseits Lizas persönliches Schicksal in ihren Beziehungen. Am Ende kann Dr. Brooks zwar die psychischen Probleme Lizas ergründen, wie es in ihrem Privatleben weitergeht, bleibt allerdings offen, auch wenn sie letztlicht zwischen zwei offenbar nicht befriedigenden Möglichkeiten eine dritte wählt.

Im Grunde genommen hat das Werk gefährliche Längen, besonders die realen Szenen leiden unter den überlangen Dialogen, die unbedingt hätten gekürzt weden müssen. Dazu kommt, dass die Musik von Kurt Weill nicht durch Einfallsreichtum geprägt ist und auch nicht mitreisst. Im Grunde hat man sie, nachdem man das Haus verlassen hat, bereits wieder vergessen. Am besten gelungen ist noch der „Zirkustraum“, der zumindest einen Ansatz von Schwung hat. In eben dieser Szene ist auch die wahrscheinlich originellste Gesangsnummer, nämlich das Couplet „Tschaikowsky“, in der auf rossiniähnliche Art die Namen russischer Künstler aufgezählt werden.      

Die Produktion selbst kann durchaus als gelungen angesehen werden, Die Regie Matthias Davids wirkt durchdacht und versucht das Beste aus dem Werk zu machen. Allerdings hätte der Regisseur den Griff zum Rotstift – siehe oben – nicht scheuen dürfen. Die Bühnenbilder von Hans Kudlich sind praktikabel und lassen rasche Verwandlungen zu und die Kostüme von Susanne Hubrich durchaus kleidsam. Ein Lob sei auch der Choreographie von Florian Hurler ausgesprochen, der zumindest versucht hat, etwas Schwung in die Sache zu bringen.

Lady in the dark
Julia Koci. Foto: Prisca Olbrich

Auch musikalisch konnte man zufrieden sein. Es war erfreulich, dass man für die Hauptrolle diesmal keinen Gast engagiert hat, sondern diese schon bei der Premiere einem Ensemblemitglied überantwortet hat. Julia Koci, seit langem eine Stütze des Ensembles konnte in der zentralen Rolle der Liza Elliott sowohl stimmlich als auch darstellerisch überzeugen. Ben Connor war ein draufgängerischer Randy Curtis mit angenehmer Stimme. Gleiches gilt für Axel Herrig als in die Jahre gekommener Liebhaber Lizas, Kendall Nesbitt. Einen ausgezeichneten Abend hatte Jakob Semotan vor allen Dingen in der Rolle des Zirkusdirektors im „Zirkustraum“ mit dem oben bereits erwähnten Couplet. Leider wirkt er darstellerisch immer noch etwas bemüht. Marie-Christiane Nishimwe war sehr überzeugend als Assistentin Elinor Foster, während Ursula Pfitzner als Maggie Grant eher blass blieb. Quirrlig hingegen war Johanna Arrouas als Alison du Bois. Christian Graf als Charley Johnson erreichte diesmal nicht seine sonst gewohnte Präsenz. Robert Meyer als Dr. Brooks war diesmal ungewohnt zurückgenommen, ja sachlich, wie es der Rolle auch zukommt. Allen übrigen Mitwirkenden sei ein Pauschallob ausgesprochen.

Das Wiener Staatsballett setzte die Choreographie tadellos um und das Orchester unter James Holmes spielte zufriedenstellend. Der von Holger Kristen einstudierte Chor entledigte sich seiner Aufgabe mit Anstand.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Interpreten durchaus bemüht waren, aber das Werk an sich nicht mehr hergibt.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

 

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