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WIEN/ Volksoper: LA TRAVIATA

22.09.2016 | Oper

WIEN/ Volksoper – „LA TRAVIATA“am 21.9.2016

Wer in Wien eine gelungene Inszenierung der Traviata sehen will, kommt um einen Besuch in der Volksoper nicht herum. Die 15 Jahre alte Inszenierung von Hans Gratzer hat nicht nur diverse Wechsel in der Direktion überlebt, sondern auch spätere Versuche an diesem Haus, Verdi zu präsentieren. Wenn man Glück hat, so stimmt nicht nur die Optik, sondern auch die Besetzung.

An diesem Abend war wieder Rebecca Nelsen die Violetta mit schön geführter Stimme, der die Rolle ab dem zweiten Bild mehr entgegenkommt. Aber auch die große Szene des 1.Aktes gelang sehr gut, wenn auch der Schlusston nicht so kam wie geplant. Sie berührt aber als verzweifelt Liebende mit einem sehr innig gesungenen Addio del passato.

Ihr Alfredo war Szabolcs Brickner. Im ersten Akt gelingt die Darstellung des gehemmten Liebhabers sehr gut, aber die Stimme schien nicht so richtig aufzugehen. Auch er konnte sich im Lauf des Abends steigern und das Parigi, o cara gelang sehr gut.

Sein sittenstrenger Vater war Sebastian Holecek. Sein Bariton sticht fast mit zuviel Volumen aus dem Ensemble. Allerdings weiß er sehr wohl, auch innige Pianophrasen zu singen und damit das aufkeimende Verständnis für die Mesalliance seines Sohnes zu zeigen.

Aus dem weiteren Ensemble sticht Yasushi Hirano mit seinem samtigen Bass als Doktor hervor, während man Manuela Leonhartsberger als Annina vielleicht andere Schuhe verpassen sollte. Ihre langen Gänge über die Bühne klingen nach Stepptanz. Der junge Alexandre Beuchat hat sein Hausdebut als Marquis über die Bühne gebracht, Jeffrey Treganza war ein ordentlicher Gastone.

Der Routinier Alfred Eschwé am Pult sorgte sich zwar des Öfteren um die Piani beim Chor, war aber bei der Lautstärkenreduktion im Orchester nicht ganz so erfolgreich.

In dieser Saison steht das Werk nur noch dreimal auf dem Spielplan, dann muss man wieder mit der öden Staatsoperninszenierung vorlieb nehmen. Aber vielleicht bietet die Kammeroper Ende des Monats noch eine positive Überraschung ?

Wolfgang Habermann

 

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