Volksoper: Rein ins „Weiße Rössl“ – nicht mehr so schön schmusig (Premiere 7.12.2024)
Götz Schubert (Giesecke), Anette Dasch (Josepha Vogelhuber). Foto: Barbara Palffy/Volksoper
Das ‚Weiße Rössl‘ hat schon ein weit charmanteres Personal gehabt. Anno dazumal. Personalmangel ist zur Zeit in der österreichischen Gastronomie gegeben. Also, passen wir uns daran an, folgen wir den Sängern der Volksoper mit lockerer Miene an den Wolfgangsee, ins legendäre ‚Weiße Rössl‘. So gemütlich und witzig wie früher ist es nicht mehr dort. Mehr auf die Konflikte wird geschaut, weniger auf den Melodienzauber der tollen Schmusenummern von Ralph Benatzky wie auch der Einlagen von Robert Stolz oder Bruno Granichstaedten aus dem Berliner Uraufführungsjahr 1930. Schauspiel-Regisseur Jan Philipp Gloger (aus Hagen, ab Herbst 2025 Intendant des Wiener Volkstheaters) zielt in dieser neuen Produktion weniger auf musikalische Glücksgefühle, sondern spielt auf die Kontraste deutsch-österreichischer Mentalität oder die Banalitäten des heutigen Tourismus-Betriebes an.
Aus dem munteren Feschak, dem in seine Chefin verliebten Zahlkellner Leopold, ist ein netter Biedermann (Jakob Semotan) geworden. Und der Rößl-Wirtin Josepha Vogelhuber (Anette Dasch) ist ihre hilflose Verliebtheit in den Berliner Gast Dr. Siedler (David Kerber) gut anzumerken. Auch dieser ist nicht so ein übermäßig attraktiver Sonnyboy. Besser kommt Oliver Liebl als nun ganz poppig gewordener schöner Sigismund beim Publikum an. Auch Robert Palfrader als der ‚Kaiser‘ mit sanfter Stimme oder Harald Schmidt als weltfremder Professor Hinzelmann vermögen zu punkten. Götz Schubert debütiert als trockener Giesecke im Haus, Julia Edtmeier und Nadja Mchantaf dürfen als deutsche Töchterchen ihr kleinen Shows abziehen.
Das Einheitsbühnenbild von Christoph Hetzer vermittelt stimmige Atmosphäre. Dirigent Michael Brandstätter macht’s mit dem Schmiss einer famosen Musikkapelle. Forsch geht es Choreograph Florian Hurler mit den flotten Schuhplattlern an.
Zum früheren Nostalgiezauber um einiges distanziert erweist sich dieser heutige Salzkammergut-Trip – nicht mehr so schön schmusig wie zuvor.
Meinhard Rüdenauer