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WIEN/ Volksoper: HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN

06.05.2018 | Oper

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WIENER VOLKSOPER:  „HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN“ – am 5.5.2018

Der Komponist Jacques Offenbach konnte die Uraufführung seines Werkes, die 1881 stattfand, nicht mehr erleben. Er verstarb in Jahr 1880. Unglaublich, dass dies erstmals ein Misserfolg war. Auch später noch, bis heute gilt diese Oper als schicksalhaft und Unglück bringend, man denke an den Ringtheaterbrand, den Brand der Pariser Oper.

Die Volksoper hat aber mit dieser Produktion wirklich Glück! Eine sehr gute Regiearbeit von Renaud Doucet  in der fabelhaften Ausstattung von Andre Barbe. Ebenso gelungen die Lichtregie von Guy Simard. Nachdem die Arbeit von Offenbach unvollendet blieb, haben sich viele Fassungen ergeben, die auch zum Teil immer wieder als „Originalfassung“ verkauft werden. Man fragt sich, „wie viele Originale haben Sie?“. An der Volksoper spielt man die Fassung für die Volksoper mit einem Sprachkompromiss. Die drei Damen Hoffmanns dürfen ihre großen Szenen in französischer Sprache singen. Auch Hoffmann ist es einmal gestattet, die Originalsprache zu verwenden. Diese Fassung, die man gestern Abend hörte, hat so ziemlich alle Striche offen und eine zum Teil sehr schwierige Textübersetzung. Manche Stellen scheinen fast unsingbar zu sein. Eine vom Übersetzer (Josef Heinzelmann) sehr unmusikalische Arbeit. Wie geschmeidig klingt da doch die Originalsprache. Kaum ist es dann wieder Deutsch, wird der Klang sehr holprig.

In der Titelrolle erstmals Vincent Schirrmacher. Er hat für diese Rolle derzeit sicher genau die richtige Stimme. Höhensicher wie immer schmachtete er sich durch den Hoffmann und bemühte mehr als fast alle anderen um die Textverständlichkeit. Genau bei ihm merkte man auch, wie viel besser es in französisch klingen könnte. Auf einmal kommt die „dolcezza“  der Musik zur Geltung. Eine sehr schöne Umsetzung der schweren und überaus langen Rolle mit viel Ensemblestellen, die neu dabei sind. Ob diese tatsächlich von Offenbach sind?

Die vier Bösewichte – Teufel singt Josef Wagner alle in Deutsch. Er stellt sich gleich zu Beginn bei dem kurzen Vorspiel als Teufel vor und schwört Hoffmann und Offenbach zu vernichten. Es gelang ihm wieder nicht, Pech gehabt. Er singt den Teufel etwas zu wenig charmant bei Giulietta, die Diamantarie wäre sicher im französischen Original besser gewesen und böte für den Sänger mehr Möglichkeit, zu phrasieren. (Diese Arie kann man auch in der Öserfassung bei Olympia als Brillenarie hören). Wirklich grauslich und beängstigend war der Dr. Mirakel bei Antonia. Das erinnerte sehr an Nosferatu.

Offenbach darf natürlich auch mitspielen. Alexander Pinderak spielt in dieser Maske Cochenille, Franz und Pitichinaccio. Als Klein Zack spielt er auch in der Höllenbar mit. Das „Tanzlied“ von Franz gestaltete er ausgezeichnet und singt alle drei Rollen mit schöner Stimme. Elvira Soukop war als Muse und Niklaus zu hören. Sie hat viel mehr zu singen als sonst bei dieser Rolle, und machte ihre für uns neuen Ariosi sehr gut. Warum Niklaus ein schwarzer Boy ist ? na soll sein.

Das Haus und -Rollendebüt von Sophia Theodorides als Olympia war glänzend. Eine Koloraturstimme mit Tiefe und breiter Mittellage, also keine übliche Piepsmaus ist eine Seltenheit. Mit feinster Technik im Gesang und großer Spielfreudigkeit wirft sich mit ihren Plastik – Stoffbeinen nahezu um sich, entblößt den Kunststoffbusen mit viel Spaß. Und betört Hoffmann endgültig. Das phantastische Bühnenbild ist voll mit Robotern um Spalanzanis Tochter herum. Karl Michael Ebner singt und spielt den Spalanzani mit viel Witz und Bauernschläue. Er ist auch der Andres, Bedienter bei Stella, sehr hübsch Renate Pitscheider, in der Höllenbar und zieht Lindorf leicht über den Tisch.

Im eisigen Antonia Akt war Cigdem Soyarslan eine überaus berührende Antonia. Sie sang das Lied von der Taube mit sehr viel Gefühl und schöner lyrischer Stimme. Die sehr gut aussehende Künstlerin wirkte zusätzlich fast wie eine Königin in dem schönen Kostüm und zeigte auch sehr gutes Spiel, sie machte diese Verzweiflung über ihr Schicksal absolut glaubhaft. Als ihre Mutter sang Martina Mikelic hervorragend und auch sie bot große Bühnenpräsenz. Als Antonias Vater war Stefan Cerny zu hören, der den alten gebrochenen Mann sehr gut umsetzte. Stefan  Cerny war auch der Chef der Höllenbar, Luther. Ich  hätte ihn eigentlich lieber als „die Teufel“ gehört.

Der Giuliettaakt gibt bekanntlich immer viel her für ein Regieteam. Hier traf man auf „Folies Bergere“ unter Wasser. Sehr beeindruckend! Als Giuletta fiel Ursula Pfitzner doch von den anderen Damen ab, die Stimme ist schrill und die Intonation sehr unsicher. Gute Figur machte der Oscar Cerwenka Stipendiat Alexandre Beuchat als Schlemihl. Eine hübsche Baritonstimme, die auch schon in der Höllenbar als Wolfram auffiel. Die weiteren Saufbrüder Hoffmanns waren Ben Conor als Hermann und Christian Drescher als Nathanael sowie Maximilian Klakow als Wilhelm.

Sehr gut und gefordert der Chor unter Thomas Böttcher. Der Dirigent Gerrit Prießnitz schlug sehr kantig und wie ein Metronom den Takt und gab den Sängern wenig Möglichkeit, Phrasen zum Klingen zu bringen. Somit „verhungerte“ ein sehr schönes Arioso von Hoffmann im Giuliettaakt tatsächlich, der Sänger konnte nichts dafür.

Das Haus war zum Bersten voll, also auch hier „Hoffmann als Glücksbringer“.

Elena Habermann

 

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