WIEN/ Volksoper: „GASPARONE“ am 6.6.2018 – ein „Regie-Blindgänger“
Schade um die an sich gute Musik, die in der Fassung aus 1931 auch schwerst bearbeitet wurde. Warum werden speziell in der Operette gute Werke bewusst verändert und bis zur Unkenntlichkeit verschlechtert?
Die Textfassung ist stellenweise witzig, aber ein Running gag wie „ich bin eine Spanierin“ ist drei- oder viermal witzig, aber nicht an die zwanzigmal. Das Bühnenbild auf der Drehbühne aufgebaut ist zwar praktisch, aber nicht schön. Was soll Schnee in Siziliens Sommer ? Ski und andere Wintersportler ? Warum die Handlung von Siracusa nach Trapani verlegen ? Ein Strandbild übelster Sorte bieten, alles was peinlich wirkt ist brauchbar und wird genommen. Die Kostüme sind größtenteils geschmacklos, die Uniformen der Polizei kleiden Männer besser als zu üppige Damen, Einzig die Kleider der Carlotta sind hübscher.
Musikalisch leider auch nicht erfreulich, natürlich mit Ausnahmen. Julia Koci sang zum ersten Mal an der Volksoper die Carlotta, Eine gute kräftige Stimme, daraus könnte noch eine Operettendiva werden. Ihr Partner „Der Fremde“ war ebenso erstmals dabei, Günther Haumer bemühte sich erfolgreich um diese Rolle. Original sollte es der Tenor sein, genau diesen Operettentenor wie seinerzeit ein Peter Minich oder Per Grunden fehlt dem Haus voll. Haumer singt die Rolle sehr gut, sein eher heller Bariton fügt sich auch ins Musikalische gut ein. Die „Dunkelroten Rosen“ überreichte er perfekt. Gerhard Ernst als Baboleno Nasdoni wird als Trottel vorgeführt. Musikalisch kann ich seine Leistung nicht beurteilen! Sein etwas doofer Sohn Sindulfo war mit David Sitka stimmlich und darstellerisch richtig besetzt. Er ist ein wirklich guter Buffotenor. Benozzo, der Schmuggler (Bandit) und Gastwirt ist Marco di Sapia, mit schmalen Bariton und viel Spielfreude. Seine Frau, die „Spanierin“ Sora, ist Johanna Arrouas. Ein Soubrettchen mit viel Charme, gerne würde ich sie einmal hören und sehen wenn sie nicht ein „Dummerchen“ spielt. Luigi, Handlanger des Fremden ist Christian Graf, der outrieren darf bis zum Überfluss. Die Schmuggelspießgesellen und alten Wirtshaushocker sind Massaccio/Wolfgang Gratschmaier, Petruccio/Josef Luftensteiner, Benito/Franz Suhrada und Calvazzi/Daniel Ohlenschläger. Sie waren mit routiniertem Charme dabei.
Am Pult stellenweise viel zu laut und knallig Andreas Schüller, der sich allerdings auch Pianist bewährte, ein kleines Couplet mit Baboleno Nasoni war eine angenehme Überraschung nach der Pause.
Die Ideen von Olivier Tambosi, kann ich nicht nachvoll ziehen, das Bühnenbild ebenso nicht von Andreas Winkler und die Kostüme von Carla Caminati könnten für so manche Frau geschmackvoller sein.
Der Chor sang unter Holger Kristen ordentlich, zum Spielen haben sie leider wenig außer dumm rumhopsen.
Die Rollen der Marietta und Zenobia wurden gestrichen, beziehungsweise in die Sora eingebaut, plötzlich ist die „Wirtin“ Carlottas Zofe und Vertraute.
Die Dialoge sind einfallslos und primitiv, schade eine große Chance, ein sehr schönes Werk wieder aufzunehmen ist vollkommen gescheitert.
Elena Habermann