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WIEN/ Volksoper: GASPARONE von Carl Millöcker

03.06.2018 | Operette/Musical

Bildergebnis für wiener volksoper gasparone
Sebastian Geyer. Copyright: Barbara Palffy/ Wiener Volksoper

GASPARONE – Premiere Volksoper am 2. Juni 2018
(Heinrich Schramm-Schiessl)

Mit einem Werk der „goldenen“ Operettenära, nämlich Carl Millöckers „Gasparone“, das zuletzt in den 1980er-Jahren am Spielplan war, beschliesst die Wiener Volksoper ihren Premierenreigen in dieser Saison. Diese dreiaktige Operette gehört neben dem „Bettelstudenten“ zu den populärsten Werken des Komponisten. Handlungsmäßig ist das Stück in einem kleinen Ort in Sizilien rund um den Räuberhauptmann Gasparone, der sogar ein reales Vorbild, nämlich Antonio Gasbaronne (1793-1882), hat, angesiedelt, wobei selbiger nie selbst in Erscheinung tritt. Der Haupthandlungsstrang ist das Werben des Grafen Erminio um die reiche Gräfin Carlotta, die der bankrotte und korrupte Bürgermeister des Ortes aber sehr gerne mit seinem etwas dümmlichen Sohn verheiraten würde. Nach den üblichen zahlreichen Verwirrungen kommt es letztlich doch zu einem Happy-End.

Die Musik des Werkes ist stellenweise sogar opernhaft und enthält viele wunderbare Melodien. Das bekannteste Stück ist sicher das Lied „Dunkelrote Rosen“, das allerdings ursprünglich für ein anderes Werk komponiert wurde und erst in der Fassung von 1933 durch Ernst Steffan und Paul Knepler, die auch der nunmehrigen Produktion der Volksoper zu Grunde liegt, aufgenommen wurde.

Allerdings verlief die Premiere dieser  Produktion alles andere als erfreulich, sowohl in szenischer als auch musikalischer Hinsicht. Natürlich war ich nicht so naiv, dass ich mir von Olivier Tambosi eine librettogerechte Inszenierung erwartet hätte, aber eine so einfallslose Regie habe ich, sieht man von einigen kindlich-banalen Gags ab, noch selten erlebt. Gipfelpunkt dieser Gags war der Umstand, dass die Sicherheitsgarde des Bürgermeisters – ach wie lustig – österreichische Polizeiuniformen trug und die Polizisten bei ihrem ersten Auftritt durch den Zuschauerraum auch noch Strafzettel an das Publikum verteilten. Begonnen hatte die Vorstellung mit der offenbar neuesten Mode des zeitaktuellen Theaters, in dem eine Figur des Stückes – in diesem Fall Luigi – vor den Vorhang tritt und dem Publikum das Stück bzw. die Inszenierung erklärt. Die Checkliste des zeitaktuellen Theaters wird natürlich brav abgearbeitet. So stehen in den ersten Szenen, die in einem Art Schlafsaal spielen die unvermeidlichen Stahlrohrbetten, dann wieder trägt Carlotta einen Koffer, dann wieder steht – für ein Einlagelied des Bürgermeisters – auch noch ein Klavier auf der Bühne und zu guter Letzt witd bei den „Dunkelroten Rosen“ die Figur des Fremden vervielfacht.

Eine Personen- oder Chorführung ist – mit Ausnahme der heute üblichen rythmischen Bewegungen -. praktisch nicht vorhanden und gegen Ende muss man auch noch eine quälend lange Dialogszene über sich ergehen lassen. Man hatte den ganzen Abend über das Gefühl, dass Herr Tambosi nicht wirklich an das Werk glaubt und es am liebsten als eine Revue gebracht hätte. Die Bühnenbilder von Andreas Wilkens waren mit Ausnahme des wirklich stimmungsvollen Nachtbildes eher nichtssagend und die Kostüme von Carla Caminati waren mit Ausnahme des des Fremden (Erminio), der als eine Art Mephisto angezogen war, heutig und daher entsprechend fad.


Gerhard Ernst, Marco Di Sapia. Copyright: Barbara Palffy/ Wiener Volksoper

Wie oben bereits erwähnt, passte auch die musikalische Seite nicht. Hier stellt sich gleich zu Beginn die Frage, wem das Engagement von Sebastian Geyer für die Rolle des Fremden zu „verdanken“ ist. Herr Geyer verfügt leider über eine praktisch timbrelose stumpf klingende Stimme mit großen Problemen in der Höhe. Dazu kommt, dass er als Figur praktisch nicht vorhanden ist. Da hätte es im Ensemble des Hauses sicher bessere Interpreten gegeben. Leider konnte auch Mara Mastalir als Carlotta nicht wirklich gefallen. Ihre an sich recht hübsche Stimme ist für diese Rolle leider viel zu leicht und auch von der Rollengestaltung her bleibt sie blass. Der Beste des Abends war kein Sänger sondern ein Schauspieler, nämlich Gerhard Ernst in der Rolle des korrupten Bürgermeisters. Natürlich war stimmlich nicht alles astrein, aber er stellte wenigsten eine Figur mit Saft und Kraft auf die Bühne. Aus der an sich dankbaren Rolle seines Sohnes Sindulfo konnte David Sitka praktisch überhaupt nichts machen. Erfreulicher war das zweite Paar. Marco Di Sapia agierte sehr lebendig, manchmal etwas zu sehr auftrumpfend, als Benozzo, wobei seine Stimme etwas sehr rauh klang. Johanna Arrouas spielt und sang die Sora mit dem ihr eigenen Temprament, wobei auch hier eine etwas feinere Stimmführung von Vorteil gewesen wäre. Christian Graf als Luigi ist offenbar auf dem besten Weg, ein neuer Publikumsliebling des Hauses zu werden.

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Marco Di Sapia, Johanna Arrouas. Copyright: Barbara Palffy/ Wiener Volksoper

Das Orchester unter Andreas Schüller hatte nicht seinen besten Abend. Da klang vieles uninspiriert und oft zu knallig. Der Chor (Einstudierung: Holger Kristen) sang ordentlich. Ebenfalls mitbeteiligt war das Ballett des Hauses, dass ich aber nicht wirklich beurteilen kann, da eine Choreographie – angeblich von Stephan Brauer – nicht auszunehmen war.

Am Ende mit Ausnahme einiger versprengter Unentwegter ein für das Haus mehr als matter Applaus.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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