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WIEN/ Volksoper: FIDELIO. 11. und letzte Aufführung einer ungeliebten Inszenierung

08.04.2015 | Oper

WIENER VOLKSOPER: „FIDELIO“ am 7.4. 2015

 11. und letzte Aufführung einer ungeliebten Inszenierung.


Sebastian Holecek. Foto: Wiener Volksoper

 Warum immer wieder manches im Doppelpack über die Bühnen von Staats- und Volksoper rollen muss und dafür Anderes, vielleicht für das Publikum Interessanteres nicht aufgeführt wird, wird immer eine unbeantwortete Frage bleiben. Natürlich macht ein in deutsch gesungener da Ponte Zyklus Sinn, aber Werke wie Ariadne, Fidelio oder Salome, auch wenn so manche Produktion absolut geglückt war (wie Salome) macht doch für das Stammpublikum nicht die wahre Freude. 

Am letzten Abend hörte man zwei ganz hervorragende Sänger, die sich vom Rest der Besetzung deutlich abhoben. Yasushi Hirano sang einen balsamisch schönen Fernando, diese Prachtstimme sollte viel mehr in weiteren Produktion zum Zug kommen. Ähnliches gilt für Sebastian Holecek, der nach seinem hervorragenden Jochanaan einen ebenso starken Pizarro auf die Bühne stellte. Was wäre das für ein Orest.

Roy Cornelius Smith sang als Florestan eine wirklich tadellose Arie, aber in den Ensembles stellten sich grobe Schwierigkeiten rhythmischer Art ein, aber auch die Intonation war nicht mehr sauber. Als Kalaf hat er mich in der Premierenserie der Turandot begeistert, gestern leider nicht. Die dritte tiefe Stimme war Stefan Cerny als braver Rocco. Ausrine Stundyte war eine stimmlich überforderte, aber sehr gut spielende Leonore. Mara Mastalir verlieh der Marzelline freundlichen Soubrettencharme. Der käufliche Spitzel Jaquino war JunHoYou, nicht gerade stimmlich überzeugend. Marian Olszewski und Tama Patrovics fielen als die  beiden Gefangenen positiv auf..

Der nicht singende Star des Abend war die Bühnentechnik. Ein Bühnenbild von Robert Schweer, das überhaupt nicht ansprechend ist, aber dafür technisch mehr als kompliziert. Ob das Stahlgerüst des Gefängnisses eingeschmolzen wird ? Den Gartenzaun des ersten Bildes könnte man ja für ein Spielöperchen weiterverwenden, falls es noch Bühnenbildner oder Regisseure gäbe, die auch mit dem Fundus etwas anzufangen wissen. Die absolut hässlichen Kostüme machte Heide Kastler, und bewies dass die Hygiene dieses Knasts ausgezeichnet funktionierte. Alle kahlgeschoren – keine Läuse und die spärlichste Kleidung wirkt gut gewaschen, auch die des „vergessenen“ Florestans. Die Regie von Markus Bothe hatte erst am Schluss einen wirklichen Einfall. Nach dem missglückten Kerker, nur auf und ab Gerenne war dann wirklich eine Idee zu merken. Erstens wird Jaquino zum Überläufer (nichts Neues), aber bekleidet doch sofort, welch ein Aufstieg, den Posten Pizarros und ist auch bei seiner   Hinrichtung ohne Prozess mitbeteiligt. Und das Ganze unter Minister Don Fernando!? Also die Korruption geht weit, warum saß dieser Florestan eigentlich?

Julia Jones am Pult sorgte für wilde Hudelei, besonders der Schluss war extrem verhetzt und so spielte das Orchester sehr ungenau.

Sehr gut der Chor unter Thomas Böttcher.        

Elena Habermann

 

 

 

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