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WIEN/ Volksoper: Einige Gedanken zum und anlässlich des  Kaiserrequiems

30.01.2025 | Oper in Österreich

Einige Gedanken zum und anlässlich des  Kaiserrequiems in der Volksoper am 25.1.2025

Diese Produktion scheint mir sehr gut einstudiert und gekonnt umgesetzt. Über die Inszenierung kann ich nicht besonders  viel sagen, da ich auf einem hinteren Logenplatz saß .Die Komposition von Viktor Ullmann hat mir gefallen, es ist gute Musik des 20.Jahrhunderts. Am náchsten Tag habe ich mit einem befreundeten Musiker, der internationales Renommee für zeitgenössische Musik hat, über dieses Werk gesprochen  und dessen Meinung war, dass er dieses Werk nicht als Tanzstück sieht. Es werden ja hier auch den Sängern viele tänzerische und pantomimische Aufgaben zugeteilt. Das beeinträchtigt  das hier enorm wichtige Textverständnis, vor allem bei den Damen. Bei den Sängern dominieren Josef Wagner mit saftig-fülligem Bassbariton und Daniel Schmutzhard mit hellem, gut fokussiertem Bariton. Beide auch sehr gut in der Diktion.  Bei Mozart war es mir oft zu laut und einiges viel zu schnell ( Kyrie und vor allem Recordare). Auch deckte der japanische Tenor mit seiner nicht extrem edlen Stimme den Sopran immer wieder vorlaut zu. Hat der emeritierte Musikdirektor das nicht bemerkt…oder war das gewollt? Die Verknüpfung des Kaisers von Atlantis mit dem Requiem ist originell und möglicherweise auch tantiementrächtig…….

Es ist in dieser Direktion jedes Jahr ein Stück neu gekommen, das mit politischen Themen zu tun hat: Emigration, Anschluss, Holocaust. Solche Werke sind gerechtfertigt, passen aber meiner bescheidenen Meinung nach eher ins ThadW, ins Museumsquartier oder in eine Festwochenproduktion. In der Volksoper fehlen doch  jetzt chronisch die wahren Volksopern wie Martha, Verkaufte Braut, Wildschütz, Evangelimann oder große Operetten wie Zigeunerbaron, Bettelstudent, Vogelhändler, Nacht in Venedig, Boccaccio….Dem traditionellen VOpublikum lägen diese Werke wohl mehr am Herzen als die Kaiser-Requiemcollage…..Als man solche Werke im Repertoire hatte, konnte man um die VO herum oft zahlreiche Autobusse sehen, die Besucher aus Niederösterreich und dem Burgenland zu den Vorstellungen brachten und abholten. Allerdings gab es damals ein Ensemble mit  Publikumslieblingen. Es wundert mich auch, dass in der VO immer wieder Premieren von Werken kommen oder gekommen sind, die in den letzten Jahren in der Staatsoper neu inszeniert wurden…..wie Carmen, Zauberflöte, Figaros Hochzeit (soll angeblich auch kommen). Wenn schon eine Carmen oder Traviata, die in der Staatsoper in Originalsprache gebracht wird, dann in der Volksoper auf Deutsch. Es gibt Sänger, die auch auf Deutsch schön singen können….So hat man in der VO als Vertreterin der klassischen Wiener Operette nur die herabgewirtschaftete Fledermaus, bei der oft 3 bis 5 Sänger verschiedenster Herkunft  beweisen, dass sie schlecht Deutsch sprechen und vor allem den Wiener Ton nicht beherrschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Tenor mit Texasakzent in der Opera Comique in einer Operette von Offenbach engagiert würde oder ein Deutscher Bariton im Teatro de la Zarzuela  in einer solchen eine Chance bekäme…..So gibt es jetzt in der Volksoper vor allem Musicals und Kinderstücke, damit die Auslastung stimmt…..Trist, wenn in einem staatlichen und aus Steuergeldern erhaltenen Theater anscheinend die Auslastung zur Maxime wird

   alcindo.

 

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