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WIEN/ Volksoper: DIE ZIRKUSPRINZESSIN. Premiere

10.12.2016 | Operette/Musical

DIE ZIRKUSPRINZESSIN – Premiere Volksoper/9.12.2016

(Heinrich Schramm-Schiessl)

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Astrid Kessler, Carsten Süss, Copyright: Barbara Palffy/Volksoper

Emmerich Kalman ist, gemeinsam mit Franz Lehar, einer der zentralen Komponisten der sogenannten „Silbernen Operettenära“ und „Die Zirkusprinzessin“ neben „Gräfin Mariza“ und der „Csardasfürstin“ eines seiner Hauptwerke. Es ist die bittersüsse Geschichte eines russischen Adeligen, der enterbt wurde und sich nunmehr als Zirkusakrobat seinen Unterhalt verdient. Dabei macht er ein Geheimnis aus seiner Identität und tritt als Mister X und stets maskiert auf. Trotzdem hat die Geschichte ein Happy-End.

In der Volksoper hat das Werk eine lange Aufführungstradition und kehrt nun nach rund 20 Jahren in den Spielplan zurück.

Die nunmehrige Inszenierung besorgte Thomas Enzinger, der hier bereits mit „Wiener Blut“ und „Gräfin Mariza“erfolgreich war und auch diesmal glückte ihm eine gute Arbeit. Einziger Unsinn war, wie schon  bei „Gräfin Mariza“, eine kleine Rahmenhandlung, in der der gealterte Zirkusdirektor Stanislawski einem Nachtwächter zu Beginn und am Ende die Geschichte erzählt. Ansonsten war es eine Inszenierung vom Blatt, d.h., getreu dem Libretto. Und man konnte wieder einmal feststellen, dass Operette nur so funktionieren kann. Operette ist Unterhaltungstheater, da haben tiefschürfende psychologische oder historische Überlegungen und Aktualisierungen nichts verloren. Die Dialoge hatten das richtige Mass und der Ablauf des ganzen war flott und schwungvoll. Die Bühnenbilder von Peter Notz waren schön anzusehen – besonders der Birkenwald war sehr stimmungsvoll – und praktikabel. Die Kostüme von Sven Bindseil waren je nach Szene bunt bzw. elegant und kleidsam. Die Choreographie von Bohdana Szivacs war flott und humorvoll.

Bei den Sängern wechselten ein bisschen Licht und Schatten. Carsten Süss (Mister X alias Fedja Palinski), ansonsten eigentlich ein verlässlicher Tenor, hatte einen ziemlich missglückten Abend. Da er sich nicht entschuldigen liess, kann man nicht auf eine Indisposition schliessen und nur hoffen, dass es sich nicht um eine veritable Stimmkrise handelt. Die Stimme sprach in der Mittellage zwar recht gut an, aber je höher es ging, desto flacher und hohler klang es, bzw. waren manche Spitzentöne ziemlich gepresst. Astrid Kessler sang die Fürstin Palinska mit recht schön geführtem Sopran, dem man nur etwas mehr Kraft gewünscht hätte. Leider blieb sie darstellerisch eher blass. Wo sind eigentlich die echten Operettendiven? Sehr gut war dagegen das „komische“ Paar. Juliette Khalil sang die Mabel mit sehr beweglicher, schön geführter Sopranstimme und mit dem Hausdebutanten Otto Jaus als Toni Schlumberger könnte ein neuer Publikumsliebling heranwachsen. Er hat zwar keine Qualitätsstimme, aber das stört bei einem Spieltenor weniger. Er war aber, ebensio wie seine Partnerin, in Tanz und Spiel ungemein lebendig. Lediglich der Wiener Dialekt könnte etwas weniger breit ausfallen. Kurt Schreibmayer war ein persönlichkeitsstarker Prinz Sergius und Gerhard Ernst ein präsenter Zirkusdirektor Stanislawski. Der 3. Akt gehörte natürlich in erster Linie Direktor Robert Meyer als Oberkellner Pelikan. Er beherschte mit der ihm eigenen Komik die Bühne und sorgte für zahlreiche Lacher. Etwas blass dagegen seine Chefin Carla Schlumberger in Person von Elisabeth Flechl.

Das Orchester spielte unter der verlässlichen Leitung von Alfred Eschwè sehr schwungvoll und auch immer in der richtigen Lautstärke. Der von Holger Christen einstudierte Chor sang tadellos.

Am Ende wieder der übliche Volksopernjubel, der halt etwas differenzierter ausfallen könnte.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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