WIEN-Volksoper DIE ZIRKUSPRINZESSIN – Gelungene „Rundum Erneuerung“ (9.2.2017)
Michael Havlicek, Elisabeth Schwarz. Copyright: Barbara Palffy/ Volksoper
Bei der 8.Reprise der Neuproduktion von „Die Zirkusprinzessin“ von Emmerich Kalman erlebte man eine Besetzung, die rund zwei Drittel „rundum erneuert“ wurde und insgesamt viel homogener als die Premiere ausfiel. Kurzum der Besuch des gründlich aufgefrischten Operettenerfolgs eines Werkes, das 1926 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde, kann nur mit Nachdruck empfohlen werden. Wer Ohrwürmer ( etwa „Zwei Märchen-Augen“) liebt und gerne in den Zirkus geht, kommt am Währinger Gürtel jedenfalls jetzt voll auf seine Rechnung.
Der neue „Mister X“ – der junge ungarische Tenor Szabolcs Brickner – verfügt über mehr Schmelz und Hingabe als sein Rollen-Vorgänger. Der geheimnisvolle enterbte Sohn eines Fürsten versteht es zu Schmachten und zu Schmeicheln, um dann doch seinen Stolz zu propagieren. Seine angebetete „Zirkusprinzessin“ – Fürstin Fedora -ist neuerlich die deutsche Sopranistin Astrid Kessler. Nun blüht die Stimme erst so richtig auf, die Mittellage ist dünkler geführt, die Höhen strahlen und die Nähe zur geplanten „La Wally“ tut ihr offenbar gut. Großartig das neue Buffo-Paar: Michael Havlicek als Toni und Elisabeth Schwarz als Mabel – sie singen, tanzen und flirten voller Hingabe und könnten von der Wiener Tourismus-„Börse“ vom Fleck weg engagiert werden. Großartig!
Michael Havlicek, Elisabeth Schwarz. Copyright: Barbara Palffy/Volksoper
Am Pult des Orchesters der Wiener Volksoper steht diesmal der junge Lorenz C. Aichner, er vermittelt den Eindruck, dass ohne Premieren-Stress alle Solisten, Tänzer, Artisten (u.a. das Duo Aquarius) aber auch der Chor der Volksoper (Leitung Holger Kristen) viel „genuss-voller“ ans Werk gehen. Auch die Inszenierung von Thomas Enzinger (Bühne Peter Notz) wirkt weniger „exhibitionistisch“, das Tempo der vielen „Zirkus-Einlagen“ wird durchgehalten und die Choreographie von Bohdana Szivacs wirkt gar nicht mehr „aufgesetzt“. Souverän wie schon bei der Premiere: Kurt Schreibmayer als Prinz Sergius. Der Kärtner Sänger erlebt seinen x-ten vokalen Frühling und ist drauf und dran ein neuer Peter Minich der Volksoper zu werden. Eindrucksvoll und zu Herzen gehend Elisabeth Flechl als Carla Schlumberger und Gerhard Ernst als Zirkusdirektor. Wacker schlug sich auch Herbert Steinböck als Oberkellner Pelikan. Im Vergleich zu seinem Rollenvorgänger – „Hausherrn“ Robert Meyer – wirkte er aber wie ein in die Jahre gekommener „Piccolo“.
Dennoch: die weitgehende „Rundum Erneuerung“ der „Zirkusprinzession“ ist gelungen und ein volles Haus war begeistert.
Peter Dusek