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WIEN/ Volksoper: DIE ZAUBERFLÖTE. Premiere

Eine der besten Produktionen der Direktion Meyer

18.10.2020 | Oper in Österreich

Oben u.a.  Yasushi Hirano (Sprecher)und Stefan Cerny (Sarastro). Foto: Barbara Palffy

DIE ZAUBERFLÖTE – Premiere Volksoper am 17.10.2020

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Fast 15 Jahre nach der Inszenierung von Helmut Lohner entschied sich die Direktion für eine Neuinszenierung dieses Werkes, das an der Volksoper eine ewig lange Aufführungstradition hat.

Dieses so populäre Werk – lange Zeit galt es als Einstiegsoper für Kinder – ist nicht einfach zu inszenieren und auch große Regisseure sind daran gescheitert. Schuld daran ist seine Vielschichtigkeit. Man kann es in Ägypten spielen lassen, man kann das Freimarertum als Basis nehmen oder es als Volksstück inszenieren. Regisseur Henry Mason hat keine dieser Varianten gewählt, sondern es als Märchen  interpretiert und hat damit einen Glückstreffer gelandet. Zu allererst sei bemerkt, dass er das Stück ernst genommen hat und die Geschichte so erzählt, wie sie im Libretto steht. Da wurde nichts hinterfragt, nichts gebrochen, nichts aktualisiert oder sonstiger Unsinn des heutigen Theaters auf die Bühne gebracht. Einzige kleine Ausnahme hievon ist vielleicht der Umstand, dass er nicht zu 100% der Musaik vertraut hat, weil bei Musikstücken die die Handlung nicht forttreiben sondern Elemente der Ruhe sein sollen, meist sich bewegende Figuren auf der Bühne sind, die dort eigentlich nichts verloren haben. Als Beispiele seien der O Isis und Osiris-Chor oder auch die Arie der Pamina genannt.

Ansonsten war der Gesamteindruck sehr positiv, sieht man von einigen kleinen Fehlern ab. Da war z.B. bei den drei Tempelpforten jene zum Weisheitstempel nicht in der Mitte und verlor damit der Auftritt des Sprechers einges an Wirkung. Unklar blieb auch, warum im Laufe beider Arien der Königin vier weitere „Königinnen“ als stumme Figuren dazukommen. Aber das sind Details, die nicht wirklich ins Gewicht fallen. Das einzig wirklich Ärgerliche war, dass Monostatos natürlich kein Mohr ist und die diesbezüglichen Textstellen geändert wurden. Wann wird ein Regisseur endlich den Mut haben, sich über dieses dumme „Black facing“-Verbot hinwegzusetzen. Hauptattraktion waren jedoch die Puppen, in erster Linie natürlich für die Tiere aber auch einige Personen und Gegenstände, wie z.B. Papagenos Glockenspiel. Puppen auf der Bühne scheinen ja momentan ziemlich en vogue zu sein, nur dass sie diesmal hübsch anzusehen waren (Puppendesign Rebekah Wild). Die Personenführung war konventionell und logisch, ebenso die Führung des Chores und der Statisten. Das Bühnenbild und die Kostüme von Jan Meier, der die Möglichkeiten der Drehbühne voll ausnützte, waren werkentsprechend, d.h. sie entsprachen in ihren Grundzügen den Angaben im Libretto.

Auch mit der musikalischen Seite der Aufführung konnte man sehr zufrieden sein und das lag in erster Linie an der Dirigentin Anja Biehlmaier. Sie wählte ein eher zügiges Zeitmaß und hielt dieses bis zum Ende konsequent durch. Erfreulicherweise verzichtet sie auf heute übliche Usancen, wie möglichst schroffer Klang, Tempoverrückungen oder überlange Generalpausen. Zudem war sie den Sängern eine gute Begleiterin. Das Orchester zeigte was es kann, wenn es gefordert wird. Auch der von Thomas Böttcher einstudierte Chor sang sehr schön.


Martin Mitterrutzner (Tamino). Foto: Barbara Palffy/ Volksoper

Von den Sängern muss zu allererst Stefan Cerny als Sarastro genannt werden. Er sang mit schöner, ebenmäßig geführter Stimme und war ungemein ausdrucksvoll und sehr wortdeutlich. Einzig mit den extremen Tiefen hatte er etwas Probleme. Hausdebutant Martin Mitterrutzner sang an sich einen sehr guten Tamino. Seine Stimme ist gut geführt und er verfügt über ein schönes Timbre, dem allerdings der spezifische Mozart-Schmelz fehlt. Jakob Semotan war ein sehr unterhaltsamer Papageno, der auch sehr schön sang. Leider ist mir seine Stimme für diese Rolle eine Spur zu hell. Einige Abstriche muss man bei der Pamina der Rebecca Nelsen machen. Sie sang an sich durchaus gut, allerdings ist ihre Stimme für die Rolle fast schonn eine Spur zu dramatisch. Die Höhen klingen manchmal etwas eng und der für diese Rolle unabdingbare Silberklang fehlt leider gänzlich. Ebenfalls eine Hausdebutantin war Anna Siminska als Königin und sie war eigentlich eine Enttäuschung. Die bei dieser Rolle so notwendigen Koloraturen hat sie zwar ordentlich gesungen, allerdings wird die Stimme in den extremen Höhen sehr dünn. Da funkelte und glitzerte nichts. Schade, dass Beate Ritter nach Stuttgart abgewandert ist. Das Trio der Damen war mit Cornelia Horak, Manuela Leonhartsberger und Rosie Aldridge ordentlich besetzt, auch wenn es manchen verwackelten Einsatz gab. Karl-Michael Ebner war ein stimmlich guter, darstellerisch aber etwas blasser Monostatos und Yasushi Hirano ein eher unauffälliger Sprecher. Den übrigen Mitwirkenden sei ein Pauschallob ausgesprochen.

Anna Siminska (Königin der Nacht), Karl-Michael Ebner (Monostatos) und die drei Damen. Foto: Barbara Palffy

Am Ende gab es diesmal durchaus gerechtfertigten Jubel in  den auch das Regieteam einbezogen wurde, und man kommt nicht umhin, diese Produktion als eine der besten der Direktion Meyer zu bezeichnen.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

 

 

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