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WIEN/ Volksoper: DIE ZAUBERFLÖTE

02.09.2016 | Oper

Wiener Volksoper: ZAUBERFLÖTE MIT FRISCHEN STIMMEN –  GELUNGENER SAISONAUFTAKT (1.9.2016)

Früher war es immer so. Am 1.September begannen in Wien Burg, Oper und  Volksoper wieder zu spielen. Nun gilt dies nur mehr für den Währinger Gürtel. Während die Traditionshäuser am Ring mit dem Schild „Geschlossen“ aufwarteten, führte man in der Volksoper „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder auf. Mit vielen frischen Stimmen auf der Bühne und  fröhlichen Kinderaugen im Publikum. Motto: familienfreundlich! Zu sehen ist eine Produktion von Helmut Lohner (Ausstattung Johan Engels und Marie-Jeanne Lecca) aus dem Jahr 2005. Sie hält  gekonnt die Balance zwischen Vorstadt-Märchen und der „Aufklärer“-Welt der Freimaurer. Viel Licht-Stimmung (Friedrich Rom), rasche Verwandlungen.

Diese „Zauberflöte“ lebt vom Schwung, vom raschen Tempo. Intonations-Puristen mögen mitunter leiden, sie werden reich entschädigt. Am Pult steht Guido Mancusi, er motiviert voll Drive das Orchester der Volksoper ebenso wie den Chor der Volksoper Wien (Leitung Thomas Böttcher). Proben hat es vermutlich kaum gegeben. Aber er hat ein junges Sänger-Ensemble zur Verfügung, das sich voll Intensität in das „philosophische Märchen“ stürzt: etwa den exzellenten koreanischen Tenor JunHo You, der seit 5 Jahren zum Ensemble der Volksoper gehört. Der in Seoul geborene Sänger steigert sich im Laufe der Vorstellung. Seine helle, metallische Stimme wird immer heldischer, sein Deutsch ist ausgezeichnet. Wunderbar auch der Papageno von Michael Havlicek. Ein Charmeur mit Mutterwitz, ein Vogelfänger zum Gern-Haben; sein Singen orientiert sich mehr an Schubert als an Rossini. Gemeinsam mit seiner köstlichen Papagena – Elisabeth Schwarz – sichert sich rasch die Sympathien des Publikums. Sarastro wird von Stefan Cerny ungewohnt jung dargestellt. Er ist kein würdevoller Phrasendrescher, sondern ein Patriarch, der für sein Experiment um Stimmen kämpfen muss. Mag sein, dass der Bass-Bariton bei  den  extremen Tiefen mitunter an seine Grenzen stößt. Aber dafür gewinnt die Prosa an Bedeutung.

Eine effektvolle Königin der Nacht wird von Beate Ritter geliefert. Abgesehen von Intonations-Schwierigkeiten in der Mittellage glitzern die Höhen, funkeln die Koloraturen – eine virtuose „Verliererin“. Manieriert und zugleich sympathisch-komisch die Drei Damen von Birgid Steinberger, Elvira Soukop und Martina Mikelic. Eine Luxus-Besetzung für den 1.Priester (und zugleich Sprecher) ist Yasushi Hirano. Gemeinsam mit David Sitka (2.Priester) fällt er durch witzige Prosa und vokalen Wohlklang auf.

Exzellent einmal mehr die Drei Knaben, die von den Wiener Sängerknaben gestellt werden. Pamina ist mit Anita Götz vorzüglich besetzt. Die gebürtige Wienerin überzeugt besonders in der Feuer- und Wasserprobe durch natürliche Dramatik, das Duett mit Papageno berührt, die Szene mit den Drei Kaben wird zu einem Höhepunkt der Aufführung. Nur in der großen Arie fehlt ihr (noch) der lyrische Atem, die innere Ruhe. Mehr als ordentlich ist der Monostatos von Karl Michael Ebner, als Geharnischte „Super-Engel“ fallen Daniel Lökös und Tamas Patrovics positiv auf. Alles in allem: ein gelungener Saison-Start in der Volksoper mit vielen frischen, jungen Stimmen. Mozart sozusagen „al fresco“!

 

Peter Dusek

 

 

 

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