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WIEN/ Volksoper: DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR. Premiere

13.05.2023 | Oper in Österreich

Volksoper: „Die lustigen Weiber von Windsor“ – Allotria auf der Spielwiese (13.5.2023)

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Foto: Wiener Volksoper/ Palffy

Einen weiten Bogen machen die Opernhäuser in unseren Tagen des über Gebühr gehandelten Zeitgeist-Regietheaters um die gehaltvollen Spielopern aus deutschem Lande des 19. Jahrhunderts. Nun im Hingleiten aus der großen melodienreichen Zeit europäischer Musikkultur von edler Klassik zu Trash. Otto Nicolais komisch-fantastische Oper frei nach Shakespeare „Die lustigen Weiber von Windsor“, guter Jahrgang 1849, hat es nun mit einem Trick nach vielen Jahren wieder auf die Bühne der Wiener Volksoper geschafft. Dank heutiger Gendermode. Würde anstatt ‚Weiber‘ im Titel das Wort ‚lustige Negerinnen‘ stehen, hops!, ein netteres Wörtchen müsste her. Doch halten wir uns gemäß an ‚Weiber‘ und tadellos, schwer tadellos sind ihre Spielchen, welche sie hier mit dem täppischen Frauenhelden Sir John Falstaff treiben.    

Schon zur Ouvertüre kugeln einige dieser Weibchen, munter gelaunt, lustvoll auf einer Spielwiese herum. Nicolai flüstert melodisch verführerisch ihnen und dem Publikum zu: Schön ist‘s hier! Und der Königsberger Otto Nicolai (1810 – 1849), auch als Gründer der Wiener Philharmoniker in die heimische Musikgeschichte eingegangen, hält dieses Versprechen. Ein bereits halb versunkenes und an beseelten Melodien reiches Meisterwerk wird hier, sagen wir es auf zeitgeistige Art, entstaubt – szenisch wie auch mit Hilfe von Dirigent Ben Glassberg.

Hollands Volksopern-Chefin Lotte de Beer hat sich eine niederländische Kollegin ins Haus geholt. Schauspielerin und Regiedame Nina Spijkers ist ganz schön vif im frechen Umgang beim gründlichen Scheitern von Sir Falstaffs Liebeshunger-Spompanadeln. Spielerischen Witz und Witzchen reiht sie aneinander, die Sänger gehen im ironischen Getümmel beherzt mit, und perfekt beherrscht Spijkers den Umgang mit der immer wieder überraschende Bilder hervorzaubernden Szenerie (Bühnenbild: Rae Smith). Ständig Verwandlungen, Drehbühne, Schnickschnack, ein ständiges fluktuieren in der Personenführung.

Die Spielwiese ist hier wichtiger als die Musik. Und doch nicht: Immer wieder blitzt es im Melodienreigen auf. Überzeugend sind sie als komische Figuren wie zumeist auch sängerisch: Martin Winkler ist voll in seiner Rolle, musikalisch wie als hilfloser Tölpel. Anett Fritsch (Frau Fluth) trumpft schauspielwütig und mit ihren Koloraturen auf. Gute Typen rundum: Daniel Schmutzhard als ebenfalls von den Weibern ( = Ladies) gehäkelter Herr Fluth, Aaron Pendleton und Stephanie Maitland (Herr & Frau Reich), der um Lauren Urquhart werbende Fenton (JunHo Yo), die anderen so gar nicht faden Gesellen. Somit dürfte wohl gesagt sein: Ohne Romantik-Touch lässt es sich in diesem Allotria unbedenklich leben, der holländische Opernhilfe-Konvoi für das Wiener Publikum ist hier gut angekommen.

Meinhard Rüdenauer         

 

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