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WIEN/ Volksoper: DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR

14.03.2025 | Oper in Österreich

Die lustigen Weiber von Windsor

Volksoper, 13.3.2025

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Foto: Barbara Palffy/ Volksoper

Wenn am Abendzettel steht, dass es eine eigene Textfassung für die Volksoper Wien erstellt wurde ist man schon einmal vorsichtig geängstigt, da ja viele Regisseure dazu übergegangen sind, mit diesem Mittel den Inhalt ganzer Stücke zu verändern. In dieser Hinsicht sind besonders Operetten davon betroffen, allerdings auch deutsche Spielopern können so zu Opfern werden.

An diesem Abend waren allerdings die Befürchtungen (fast) grundlos – die Regisseurin Nina Spijkers und Peter te Nuyt sind relativ homöopathisch mit den gesprochenen Texten umgegangen und das „Stück“ war zum Wiedererkennen.

Wie unterschied sich diese Fassung nun vom Original? Spijkers wollte ihren feministischen Standpunkt auf das Werk übertragen – und auch im Original gibt es dazu doch einige Ansätze. Man kann also durchaus sagen, dass sie da Schwerpunkte nachgeschärft hat – und auch die Verlegung der Handlung in das Jahr 1918/1919 und in österreichische Lande geht meistens gut auf (die Belehrung des Wirten, dass Adelstitel abgeschafft wurden schließt England oder Deuschland aus – man kann jetzt darüber spekulieren, ob das „Ritter John“ oder „Sir John“, mit dem Falstaff immer wieder angesprochen wird, mit zur Verhöhnung gehören.

Anna wurde insofern „aufgewertet“, indem sie feministische Parolen von sich zu geben hatte -im Gegensatz zu ihrer Arie, wo man sich an den Ursprungstext hielt), hätte man verzichten können – warum glauben viele Regisseure da immer mit der Holzhammermethode kommen zu müssen? Traut man dem Publikum nicht zu sich selbst Gedanken zu machen und Schlüsse zu ziehen?

ABER – trotz diesen Einwänden war der Abend einer der besten, den ich in der letzten Zeit in einem der drei Wiener Häuser miterleben durfte, vielleicht sogar der beste! Die Inszenierung ist flott, die Änderungen kann man nachvollziehen (wenn man damit leben kann, dass Frauen sowieso die besseren Menschen sind) und die handwerkliche Umsetzung ist wirklich famos! Ein ganz großes Lob an die Bühnenbildnerin Rae Smith, an die Kostümbildnerin Jorine van Beek und auch Tim van’t Hof, der für die wunderschönen Lichteffekte zuständig zeichnet.

Ich war von der Qualität der Sänger wirklich beeindruckt – es war – mit ganz kleinen Einschränkungen – da keine Schwachstelle zu entdecken.

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Foto: Barbara Palffy/ Volksoper

Die beste Leistung an diesem Abend war die von Andrei Bondarenko als Herr Fluth – sein Bariton hat eine schöne Mittellage und hatte mit Höhen auch keine Probleme. Martin Winkler als Falstaff überzeugte vor allem schauspielerisch, ich hätte mir vielleicht einen noch schwärzeren Bass gewünscht (Gottlob Frick „schau oba…“) – aber alles in allem konnte er dem Ritter auch psychologisch viel Tiefe geben.

Herr Reich wurde von Aaron Pendleton, Dr. Cajus von Pablo Santa Cruz (mit herrlich französischem Akzent) und Kim Seijoung waren in ihren Rollen überzeugend und trugen das ihre für diese gelungene Vorstellung bei.

Interessant ist Aaron Casey-Gould, der den Fenton mit großer Inbrunst verkörperte. Er hat ein wirklich interessantes Timbre, allerdings – und da kann ich nicht sagen ob Zufall oder Absicht – seine Schluchzer erinnern mich an die Art und Weise, wie Tenöre oft in den 1950er Jahren den Bajazzo gesungen haben…  Er ist aber auf jeden Fall einer, den man im Auge behalten sollte!

Die Damen der Schöpfung – die Damen Reich und Fluth waren ideal besetzt. Sowohl Katia Ledoux als auch Hedwig Ritter zeigten imponierende Leistungen (wie sich beide in einem größeren Haus anhören würden kann man natürlich nicht sagen, aber für die Volksoper sind beide Stimmen ideal besetzt). Gewisse Abstriche muss ich bei Lauren Urquhart machen, die bei ihrer Arie – im Vergleich mit den anderen Sängern – nicht ganz auf deren Niveau agierte.

Ein Pauschallob für die anderen Solisten, dem Chor der Wiener Volksoper und dem Staatsballet.

Jonathan Stark dirigierte das Orchester der Volksoper mit viel Umsicht, ein paar Unsicherheiten bei den Hörnern zu Beginn seine verziehen.

Die Volksoper war gut besucht und das Publikum war sicht- und hörbar sehr angetan. Wieder einmal ist bewiesen, dass dieses Haus ideal für deutsche Spielopern ist – und auch das passende Publikum dazu hat. Wenn diese Opern auch auf einem solche hohen Niveau wie an diesem Abend interpretiert werden könnten würde dies sowohl der Volksoper per se als auch der Opernstadt Wien wirklich gut tun!

Kurt Vlach

 

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