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WIEN/ Volksoper: DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR

31.05.2023 | Oper in Österreich

Wiener Volksoper: Die lustigen Weiber von Windsor am  30.5.2023

Diese Neuinszenierung ist in ihrem Sinn sehr gut gemacht und schaut an der Oberflaeche nett aus. Es ist aber echtes politisches Regietheater. Die rote Fahne mit dem WAHLRECHT flattert im gruenen Wind, der in die Volksoper geweht hat. Man scheint zu ignorieren, dass die ueberwiegende Mehrheit des VOpublikums rot, blau oder tuerkis denkt; die Auslastung demonstriert das  a la longue… Die Gruenen gehen nicht in die VO, die gehen ins Theater an der Wien, in die Kammeroper oder zur Neuen Oper……

Auch diesmal ein Ueberangebot vieler gut ausgearbeiteter Einfaelle, die aber oft auf Kosten der Konzentration auf die Saenger gehen, der Saenger sollte in der Oper immer das Wichtigste bleiben. Das Pissoir und die Badeanstalt haben bei Nicolai und seiner Musik nichts verloren…oder ist man der Meinung, diese Saenger sind sowieso nicht so besonders, da machen wir eine Nebenhandlung um von der maessigen stimmlichen Qualitaet abzulenken, das Publikum soll wo anders hinschauen??? Die Verlegung der Handlung auf 1918 in Oesterreich ist weder in der Musik, noch im Originaltext fundiert, sie ist ein Gag, der nicht konsequent durchgefuehrt wird und dann zuweil an den Musikantenstadl denken laesst….auch der Titel wird in einer feministischen Inszenierung fragwuerdig: Weiber?? wozu Windsor, wo blieb Windsor??   Es begann ja verheissungsvoll, die Ouverture am Anfang bei geschlossenem Vorhang… aber bald wurde choreografiert und nach kurzem, beim Allegro vivace hob sich der Vorhang und die „Weiber“ begannen aus keinem ersichtlichen Grund ueber die gruene Wiese herunter zu rollen. Mir ist das nicht besonders lustig vorgekommen, eher waren es laestige Weiber, die von der Musik ablenkten.  Ein weiteres Manko dieser Regie ist die Behinderung oder teilweise Verhinderung von Szenenapplaus

Das Ensemble dieser Produktion ist durchwegs gut, stimmlich allen voran Annett Fritsch, auch wenn die Frau Fluth ca einen halben ton hoeher liegt als ihrer schoenen Stimme entspricht. Stephanie Maitland, solide, steuert einige bemerkenswerte tiefe Passagen bei, faellt aber sonst  nicht besonders auf. Das Liebespaar Lauren Urqhuart und Yunh You ist gut besetzt, koennen aber zumindest bei mir Arona Bogdan und Dario Schmunck(vor ca 15 Jahren…) nicht vergessen machen, die hatten Timbre und „dolcezza“  Daniel Schmutzhard recht gut als sehr rabiater Herr Fluth mit metallisch heller Stimme. Aaron Pendleton liess einige Phrasen von schoener Qualitaet hoeren. 

Martin Winkler ist ein Meister hochprofessioneller Outrage, stimmlich findet er zu gewaltigen – wenn auch nicht immer edlen  –  Toenen und Phrasen, eine grosse, vom Publikum stark akklamierte Leistung. Aber die „Haeuslszene“ haette er nicht akzeptieren sollen, das war unnoetiger  Klamauk, wie einiges andere in dieser flotten Produktion. Carsten Suess und Alexander Fritze mussten Peinlichkeiten dieser Regie ertragen.

apropos flott, Maestro Ben Glassberg versteht sein Handwerk sehr gut, es faellt mir aber gelegentlich ein Hang zu sehr flotten  tempi auf, Auffuehrungsschluss war fuer 22.00 geplant,aber um 21.45 war schon das Ende.    Das Orchester spielte bemerkenswert gut. Leider laesst die Akustik der Volksoper die rechte Seite des Orchesters uebermaessig knallen.

Die Auslastung trotz der guten Kritiken ueber eine bekannte Oper, die lange nicht in Wien aufgefuehrt wurde, war nicht sonderlich gut.   Aber endlich wieder einmal eine Spieloper  in der Volksoper, das sollte ja Grundrepertoire dieses Hauses sein. 

Der Schlussapplaus war lang und ausgiebig

alcindo

 

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