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WIEN/ Volksoper: DIE FÜNFTE JAHRESZEIT – BA-ROCK-OPER über Antonio Vivaldi von Christian Kolonovits. Uraufführung

04.06.2017 | Oper

Wiener Volksoper: TRIUMPH FÜR „BA-ROCK-OPER: VIVALDI- DIE FÜNFTE JAHRESZEIT“ . Uraufführung am 3.JUNI 2017


Copyright: Wiener Volksoper

Robert Meyer bewies Mut zum Wagnis als er vor mehr als 2 Jahren Christian Kolonovits beauftragte, eine „BaRock-Oper“ über das Leben und Sterben (in Wien) von Antonio Vivaldi zu schaffen. Wie bei „Antonia und der Reißteufel“ sollte Angelika Messner das Libretto verfassen, der Komponist stand auch am Pult des Orchesters der Wiener Volksoper und die Regie übernahm der Hausherr. Nun –  die Uraufführung wurde zum durchschlagenden Triumph. Immer wieder brandete im deutlich verjüngten Publikum Beifall auf, zuletzt Jubel-Trubel und Heiterkeit sowie Standing Ovations für ein Ensemble, aus dem Drew Sarich in der Titelrolle, Morton Frank Larsen als „anlassiger“ Gegenspieler Kardinal Ruffo und Rebecca Nelsen als innige Partnerin von Vivaldi  -Annina – hervorragen.

Die Handlung beginnt in der Gegenwart. 4 Mädels einer Rockband namens „Vivaldi“ suchen am Karlsplatz nach Spuren ihres Idols, der 1741 in Wien verarmt und vergessen starb. Sie suchen nach unentdeckten Noten und finden ein Tagebuch. Und so beginnt eine Zeitreise durch das Leben des Venezianers Vivaldi, dem Sohn eines Friseurs und Musikers, dessen populärsten Werke wohl die „Vier Jahreszeiten“ sind. Die Inhaltsangabe ist komplizierter als die „Rock-Oper“ selbst. Das Duo Messner-Kolonovits bringt die Biographie von Vivaldi auf den Punkt. Der geniale Musiker mit den feuerroten Haaren wird zum Priester ausgebildet, doch zerbricht er an den „männerbündischen“ Strukturen der römischen Kirche. So täuscht er eine Weihrauch-Allergie vor, lebt mit Annina (und ihrer Schwester Paolina-Julia Koci) und seine Hoffnung auf Kaiser Karl VI (den Vater von Maria Theresia) zerbricht, als der Monarch 1740 unerwartet stirbt. Vivaldi endet in Wien im Armengrab!

Die Musik von Christian Kolonovits ist hochkarätig und greift nur wenige Male – dann aber gründlich! -auf die Partitur von Vivaldi’s „Jahreszeiten“ zurück. Jetzt ist jedoch der Zeitpunkt gekommen, an dem ich gestehen muss, dass ich eine gewisse Befangenheit verspüre. Christian Kolonovits (Jahrgang 1952, geboren in Rechnitz) ist der 7 Jahre jüngere Cousin meiner Ehefrau Gerda und ich lernte ihn kennen, als er noch als 12jähriger Internatszögling in Strebersdorf zur Schule ging. Fallweise besuchte er uns, setzte sich an Klavier und ging mit uns in die Oper. Ich habe also seinen Werdegang wirklich aus der Nähe kennengelernt und unabsichtlich gefördert. Er ist einer der musikalischsten Menschen, die ich kenne und er kommt ganz aus der Welt der Klassik. Egal ob bei den „Milestones“ oder später mit Wolfgang Ambros oder Reinhard Fendrich, Marianne Mendt oder Maria Bill, er arbeitete immer auch am cross over-Bereich zur Klassik: Popmusik versus Symphoniker, ein Requiem bei der Linzer Klangwolke, die Weberischen (mit Robert Meyer und den Tiger Lilies) – zuletzt  „El juez“ mit José Carreras in Erl und im Theater an der Wien. Dazu Christmas in Vienna, Filmmusik, Arrangements für Opern-wie Pop-Stars… Für mich war die heutige Volksopern-Premiere jedenfalls der bisherige Höhepunkt im reichhaltigen Schaffen von Christian Kolonovits und man kann sich über die Fortsetzung dieses Weges (seine 5.Jahreszeit?) durchaus freuen.

Alles in allem: Robert Meyer lieferte seine bisher wohl beste Regie in der Volksoper. Die Personenführung ist stimmig, die zynische Persiflage der Kardinäle-Sauna-Szene ist zum Brüllen komisch. Die phantasiereichen Bühnenbilder und Kostüme von Christof Cremer passen perfekt zum Stück und die Besetzung ist schlichtweg ideal: Drew Sarich -der Musical-Star – debütierte am Währinger Gürtel und lieferte ein berührendes Porträt eines eher introvertierten Künstlers, der an den Intrigen seiner  latenten Neider zerbricht. Ein virtuoser Musical-Star ohne Allüren! Morton Frank Larsen bot mit seiner  Bariton-Prachtstimme  das diabolische „Opern-Gegengewicht“ zum Musical-Teil der Besetzung. Rebecca Nelsen half ihm dabei („Ich bin Künstlerin“!) ebenso wie Wolfgang Gratschmaier, der als Vater Vivaldi ebenso zur exzellenten Stimmung beitrug wie als „neckischer“ Kardinal Ottoboni. Hervorgehoben muss auch  Julia Koci werden, die als Paolina ihrer Schwester  Annina  die Putzarbeiten abnimmt, um ihrer heimlichen Liebe zu Vivaldi frönen zu können. Brillant der eitle Kastrat Cafarelli  – Thomas Lichtenecker. Kurz aber intensiv auf der Bühne  ist Sulie Girardi als Mutter von Vivaldi.

Nein – diesmal gab es nichts zu bemängeln. Die Choreographie  (Florian Hurler) war ebenso perfekt wie die Chorführung (Holger Christen).

Und Christian Kolonovits heizte auch als Dirigent vom Pult des Orchesters der Wiener Volksoper die tolle Stimmung  perfekt an. Der Triumph war wirklich verdient!

Peter Dusek

Ein kurzer TRAILER sagt vielleicht mehr als viele Worte

 

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