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WIEN/ Volksoper: DIE DREIGROSCHENOPER im Dreigroschenformat. Premiere

27.11.2022 | Oper in Österreich

Volksoper: Micky statt Mackie – „Die Dreigroschenoper“ in Dreigroschenformat (27.11.2022)

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Johanna Arouas, Julia Koci, Sona MacDonald. Foto: Wiener Volksoper

Ganz schön mutig in all seiner Unbefangenheit, dieses jüngere Team in der Volksoper (Regie: Maurice Lenhard), solch ein Musterbeispiel des knallharten und scharf konturierten deutschen Expressionismus in ein munteres Spielchen von Comicfiguren oder so einer Art von witzelnden Schlümpfen umzumodeln. Berthold Brecht hat in „Die Dreigroschenoper“, UA 1928 in Berlin, sozialkritisch ironisierend John Gays Londoner Bettlergroteske „The Beggar´s Opera“ aus dem frühen 18. Jahrhundert aufgegriffen. Kurt Weill lieferte ihm zu diesem ‚Stück mit Musik‘ als Hits „Die Ballade von Mackie Messer“, den „Kanon-Song“ und einiges mehr an musikalisch Großartigem – nun, besser geht es nicht.

Jetzt in all dem derzeitigen Zeitgeist-Theatergetue, ist es eine geistreiche oder geistig hilflose Dreigroschenformat-Action? Bitte, lieber kein Votum. Doch kurz gesagt: Der windige Macheath ist hier eine Dame, mondän, mondän, und diese Schauspielerin ist der echte Höhepunkt des Abends. Sona MacDonald stürzt sich mit Herz und Seele in das atmosphärelose Einheitsbühnenbild auf der Drehbühne und fasziniert dazu mit ihrem ausdrucksbetonten Gesang. Das Genderspiel mit ihr (und auch so noch mit ein bisschen ulkiger Zauberei) bewirkt aber so gut wie keine Spannungsmomente.

Rund um MacDonald: Nicht immer Qualität, doch stets ein posierliches Posieren, recht neckisch und adrett, und viel, viel gesprochener Text. Eben: ein Stück mit Musik. Mit einer Überraschung für den willigen Besucher …. im Disneyland findet er sich hier wieder, Mackie hat sich in eine Micky verwandelt.   

Meinhard Rüdenauer

 

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