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WIEN/ Volksoper: DIE CZSARDASFÜRSTIN – bitte nicht so!

12.04.2025 | Operette/Musical
11.4.2025  in der Volksoper   Die Czardasfürstin
BITTE, NICHT SO!

Die Csárdásfürstin 11. April 2025 - Volksoper Wien

Copyright: Wiener Volksoper

 
Diese Operette wurde zur Zeit des ersten Weltkriegs komponiert, ist aber mit Sicherheit vom Komponisten nicht als Kriegsstück- wie in dieser Version der VO-  gemeint.  Es beginnt mit F-Dur und endet in D-Dur. Für ein Kriegsstück hätte Kalman andere Tonarten gewählt. Wie gesagt beginnt das Stück mit einem Vorspiel und endet mit  „tausend kleine  Englein“.  Nach dem D-Durakkord schreibt Kalman in die Partitur: Ende der Operette. Es bedarf also weder der stummen schwarzlastigen Einleitung noch des ebenso schwarzen  Nachwehens, das hier gezeigt wurde.
 
SCHWARZ ist die schlechteste Farbe für eine Operette, die im Weltkrieg die Leute ziemlich sicher aufheitern und unterhalten wollte…. und im Grund eine positives Finale hat.
Es fehlt ein intimer Rahmen; die offene Bühne ist die Feindin der Operette, weil sie auch die Intimität der Akustik stört.  Also werden hier die meisten  und  umfangreichen  Dialoge zu oft geschrien  statt gesprochen. Die unnötigen Stimmen aus dem Off kommen wie von schlechten Lautsprechern einer provinziellen Bahnhofshalle. 
 
Sex spielt  in so einer Operette schon eine Rolle, sollte aber eher geahnt und nicht offensichtlich praktiziert werden, wie in der VO jetzt immer wieder zu sehen ist.
Das Orchester sollte die Sänger tragen, und nicht in der in diesem Stück oft recht tiefen Melodielage zudecken.
 
Zur Aufführung selbst:
Ursula Pfitzner überraschte mich mit einer sehr soliden Sylva Varescu, vollstimmig und ohne Wackeltöne, wie man sie letztlich  des Öfteren zu hören bekommt….Trotz einer Behinderung wusste sie auch mit sympathischem Spiel zu gefallen. 
Daniel Schmutzhard kommt mit der Lage des Edwin gut zurecht, der Komponist notiert nicht ob Tenor oder Bariton…er klingt tenoral, ein wenig nach heldischem Charaktertenor. Was ihm fehlt ist der Schmelz eines Operettenhelden.
Juliette Khalil war eine auch stimmlich etwas resche Stasi, das Schwalbenduett habe ich schon mit mehr Süße gehört…
Der Boni Jakob Semotan spielte gekonnt Jakob Semotan, stimmlich tonstark und grell.
Kurt Schreibmayer lässt hin und wieder sein ehemaliges Material vermuten, kommt  aber durch die Verfünffachung der Rolle nicht wirklich zu starker Wirkung .
 
Der Dirigent, Herr Wögerer, sollte die recht forschen Bläser bremsen, da – wie schon gesagt – viele Melodien in relativ tiefer Lage notiert sind, und die Sänger immer wieder übertönt werden. Auch sind  seine Rubati manchmal etwas überdimensioniert.
Das Haus war zu etwas mehr als 3/4 voll, spendete nach den Nummern ziemlich knappen Beifall;  am Schluss gab es den in der Volksoper üblichen Jubel, auch für Leistungen, die nicht unbedingt zu bejubeln wären. Wo waren denn die Jubler während der Vorstellung?
 
alcindo
 
ps: nicht ganz will sich mir erschließen, wie man in der VO auf die Idee gekommen ist, eine Czardasfürstin neu zu inszenieren. Man hat ja eine, die ca 5 Jahre alt ist und auch nicht schlechter als diese,  und ihr im Stil ähnlich ist. Und dass,  wo wichtige Werke im Repertoire der VOper  wie Zigeunerbaron, Bettelstudent, Evangelimann, Wildschütz, Freischütz, usw…..also die wahren Volksopern und die großen Operetten fehlen. Ich wollte auch die Verkaufte Braut anführen, aber die wird ja in der nächsten Saison in der Staatsoper kommen.

 

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