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WIEN/ Volksoper: DIE CSARDÁSFÜRSTIN – ein Traumspiel statt Operettenfeuer. Premiere

08.03.2025 | Operette/Musical

Volksoper: „Die Csárdásfürstin“ – ein Traumspiel statt Operettenfeuer         (8.3.2025)

Die Csárdásfürstin 8. März 2025 - Volksoper Wien

Die frühere Volksopern-Familie, Künstler wie Stammgäste, haben an diesem Premierenabend den Kopf geschüttelt: Darf das so sein? Des jungen Emmerich Kálmáns „Die Csárdásfürstin“, während des Ersten Weltkrieges in Wien uraufgeführt, ist eines dieser wundersamen Werke des Musiktheaters, welches von Anfang bis zum Ende mit voll inspirierten Melodien und vollem Herz den Hörer anzusprechen vermag. Natürlich, die Ästhetik der Aussage, die überbordenden Emotionen entsprechen der Gedankenwelt dieser Epoche. Doch „Machen wir’s den Schwalben nach“, der Weibermarsch, „Die Mädis vom Chantant“, die Csárdásklänge und, und … das zählt zur feurigsten Unterhaltungsmusik, welche es nur geben kann und die so einiges über heutiger Musikproduktion steht. 

In seinem reiferen Alter formte der deutsche Regisseur Johannes Erath – hatte auch in Wien Violine studiert, geigte im Volksopern-Orchestergraben – seiner Begabung vertrauend eine spezielle Textfassung, modellierte aus diesem Vollblut-Ereignis eine Art kapriziöses Traumtheater. Als ein dem Zeitgeist folgender Theatermacher. Das hat manch feine Momente, und doch …. es funktionierte in der Dramatik, in der Spannung der Erzählung, als erfrischende Unterhaltung nicht. Schon anstatt der Ouvertüre: Der Vorhang öffnet sich, öde dunkle Szene, indifferente Klänge von György Ligeti langweilen das Publikum, lassen es im Unklaren. Psycho & Psycho der ausklingenden Habsburger-Monarchie möchte Erath zeigen. Etwa herum liegende Pferdekadaver symbolisieren die Wiener Familie des Kavallerie-Generals Fürst von und zu Lippert-Weylersheim. Manch anderes Prätentiöse erregt das Interesse …. oder fadisiert, wirkt unnötig aufgesetzt. Etwa der sonst so beliebte Feri Bácsi ist bei Erath auf fünf Personen mit Charakterköpfen aufgeteilt (besser: zerlegt?).

Die Aufführung? Hausdirigent Tobias Wögerer hat das Problem, dass das die Dramaturgie des Stück hier nun zerfasert ist, nicht der Rausch der Melodien und deren Duft den Zuseher überwältigen sondern die jeweiligen kleinen Finessen der Regie mit ihren ineinander fließenden Szenen zur Aufmerksamkeit verlocken. Die feine Sängerin Anette Dasch ist als Sylvia Varescu, die Csárdásfürstin, wohl keine Idealbesetzung. Doch sie folgt den Anweisungen und so manch skurrilen Bewegungsspielen des Regisseurs, macht aber nicht gerade einen glücklichen (so gewollt?) Eindruck. Alexandre Beuchat als Edwin – ein ähnliches Bühnenschicksal? Juliette Khalil (Stasi), Jakob Semotan (Boni) runden ab. Nochmals: Das Fachpublikum hat sich nach der Premiere über das zu einer Art Traumspiel umgemodelte musikalische Feuerwerk nicht gerade begeisterter geäußert. Interessant jedenfalls, welche Glücksmomente diese Ego- und Zeitgeist-Demo beim Wiener Publikum auszulösen vermögen wird. Die Lebensdauer jetzt hier dieser temperamentvollen Dame aus dem Budapester Chantant ….

Meinhard Rüdenauer

 

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