WIEN/ Volksoper
ERSTMALS „ROSENKAVALIER“ AM WÄHRINGER GÜRTEL– EIN MEGA-ERFOLG (31.10.2021)
Emma Sventelius, Lauren Urquhart. Foto: Volksoper/ Palffy
Jubel, Trubel und Bravo Heiterkeit im Haus am Währinger Gürtel -ein Mega-Erfolg ohne wesentliche Einschränkungen ! Wer hätte darauf gesetzt, dass ausgerechnet die späte Erstaufführung des „Rosenkavalier“ (UA 1911 in Dresden ) von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal so einhellig akklamiert würde. Voraussetzung war eine gelungene Inszenierung des Österreichers Joseph Ernst Köpplinger (Bühnebild Johannes Leiacker), der das Werk phantasiereich in der Entstehungszeit ansiedelt, weiters ein Dirigent namens Hans Graf– ebenfalls aus Österreich – der an die Walzer- Dynamik eines Joseph Krips erinnerte.
Und zu allem kam eine fabelhafte Besetzung der vielen Haupt-und Nebenrollen .Für mich war das Hauptereignis der Octavian der Dänin Emma Sventelius. Eine androgyne, gertenschlanke Mezzo-Sopranistin, die sowohl als Liebhaber wie als „Mariandl“ überzeugte. Und zeitweise mit einer wirklichen „Röhre“ aufwartet. Die Marschallin war die US-Sopranistin Jacquelyn Wagner, die in die Kategorie „lyrische Maschallin“ gehört – auf den Spuren einer Claire Watson oder Lisa della Casa. Doch spätestens ab dem Zeitmonolog ist sie perfekt – mit den Elegien über das Altern…Sophie Faninal wurde übrigens von der franko-amerikanischen Sopranistin Lauren Urquhart – perfekt in Szene gesetzt. Eine wunderbare „Rosenüberreichung“ – ein traumhaftes „Kann nicht sein“ – Überirdisch!!
Die Hauptüberraschung war jedoch das Debüt des Baron Ochs von Lerchenau durch Stefan Cerny. Der junge österreichische Bass gilt seit Jahren als ein „Geheim-Tipp“. Ab sofort kann man von einem „rising star“ sprechen. Er befreit sich vollends vom Image eines Richard Mayr oder Otto Edelmann. Dieser schlanke Dorf-Don Juan zieht an den Fäden seiner verkrachten Existenz. Er charmiert und flirtet, singt höhe Töne mitunter im Falset („Muß nur ein Heu dabei sein“) und setzt sich auf die tiefen Töne. Noch nie hat mich bei Rosenkavalier so sehr das Textbuch von Hofmannstal angesprochen. Der Schlüsselsatz „Werd er nur nicht wie alle Männer sind – wie der Feldmaschall oder Vetter Ochs“…..Man könnte geradezu von einer „kopernikanischen Wende“ im Verständnis des Rosenkavalier für mich sprechen.
Und ich kann nur empfehlen diesen Glücksfall einer Produktion rasch zu besuchen. Denn jetzt sind auch die kleineren Rollen eine Ensemble-Bilanz von Robert Meyer; Mit Ausnahme von Margarete Joswig als Annina, die indisponiert sein dürfte, sind alle Rollen großartig besetzt. Morten Frank Larsen ist ein stimmgewaltiger Faninal, Karl Michael Ebner ist ein „schmieriger Intrigant .Vincent Schirmacher gibt die Partie einen „Höhenjägers“ sehr komisch. Von den vielen Komparsen seien besonders David Sitka als Wirt und Daniel Ohlenschläger als Kommissär lobend hervorgrehoben, Man hatte das Gefühl -jetzt wolle man zeigen, das ganze war eben nur ein Farce und weiter nichts. Also ein Sonderlob für für Orchester und Chor (Leitung Thomas Böttcher) Für Superstimmung sorgte auch die Komparserie. Den Vogel schoss aber der kleine Mohr – Nika Grillhuber. Er durfte zuletzt einen „Jucherer “ loslassen Nur so weiter!
Peter Dusek