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WIEN/ Volksoper: DER OPERNBALL von Richard Heuberger. Premiere

18.02.2018 | Operette/Musical

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Marco di Sapia, Ursula Pfitzner. Foto: Barbara Palffy/Volksoper

WIEN/ Volksoper: DER OPERNBALL v. Richard Heuberger – Premiere Volksoper 17.2.2018
(Heinrich Schramm-Schiessl)

Es ist leider mittlerweile eine krankhafte Angewohnheit der meisten Regisseure, das von ihnen zu inszenierende Stück nicht an dem Ort und/oder der Zeit spielen zu lassen, die der Librettist vorgegeben hat. Regisseur Axel Köhler verlegt das Stück in das Wien von heute, obwohl das Werk mit dem „Wiener Opernball“ soviel zu tun hat, wie ein Würstelstand mit einem Vierhauben-Restaurant. Es basiert nämlich auf dem französischen Lustspiel „Les dominos roses“, und spielt um 1890 in Paris zur Zeit des Karnevals.

Das Grundkonzept der nunmehrigen Produktion geht davon aus, dass der Opernball von der Staatsoper abgesagt wurde und die Volksoper einspringt, wobei man die Etikette hier nicht so streng auslegt. Das wird den Zuschauern in einer Art Radiomitteilung am Beginn der Ouvertüre auch erklärt. So weit, so holprig. Demzufolge spielt der erste und dritte Akt in einer Art Loft oder Maisonette im 2. Wr. Wiener Gemeindebezirk – durch das bullaugenartige Fenster ist das Riesenrad zu sehen – wobei man eher das Gefühl hat, sich am Aussendeck eines Kreuzfahrtschiffes zu befinden. Dass der zweite Akt in der Volksoper spielt, erschliesst sich dem Betrachter überhaupt nicht, er sieht eher wie erin drittklassiges Nachtlokal am Gürtel aus. Das Bühnenbild von Timo Dentler und Okarina Peter, die auch für die nichtssagenden Kostüme verantwortlich sind, ist hinsichtlich der Wohnung steril und völlig stimmungslos und im Ballbild nur mehr geschmacklos. Dort wo es durchaus frivol – wissen Regisseure überhaupt noch was das ist – sein könnte, wird es sofort ordinär. Ich selbst bin weder prüde noch spiessig und lache auch gern bei zweideutigen Witzen – wenn man die heute überhaupt noch erzählen darf – aber sie sollten doch irgendwie noch geistvoll und charmant sein. Besonders lähmend ist der dritte Akt, der musikalisch nicht mehr sehr ergiebig ist und endlos wirkende Dialoge sufweist. Eine Personenregie war praktisch nicht vorhanden und wenn Volksopernurgesteine wie Helga Papouschek (Palmyra) und Kurt Schreibmayer (Theophil) kaum über die Rampe kommen, sagt das einiges aus.

Stimmlich waren beide übrigens immer noch ganz erstaunlich, womit wir beim musikalischen Teil der Aufführung wären. Alfred Eschwé, sonst an sich ein Garant für schwungvolle Operettendirigate, blieb diesmal fast alles schuldig. Oft war es zu laut und klang ziemlich knallig. Auch die lyrischen Passagen kamen mehr oder weniger stimmungslos rüber. Aus dem Sängerensemble stachen eigentlich nur Sieglinde Feldhofer als quicklebendige und mit durchaus silbrig angehauchten Sopran singende Haushaltshilfe Helene und Amira Elmadfa in der Hosenrolle des Henri, die einen schönen Mezzo hören ließ und auch engagiert spielte, hervor. Kristiane Kaiser war als Angelika zwar sehr bühnenpräsent und sang auch über weite Strecken sehr ordentlich, wobei allerdings in der Höhe ein ziemliches Vibrato festzustellen war. Ursula Pfitzner blieb als Margarete sowohl darstellerisch als auch stimmlich eher unauffällig. Weniger gut bestellt war es um die Herren. Carsten Süss als Georg klang leider ziemlich angestrengt  und war darstellerisch eher blass. Ähnliches gilt für Marco Di Sapia als Paul. Auch er war gestalterisch kaum vorhanden und konnte auch stimmlich nicht wirklich überzeugen. Martina Dorak war eine stimmlich zufriedenstellende, darstellerisch aber etwas übertrieben ordinäre Tänzerin Feodora und Boris Eder als Oberkellner Philipp kaum vorhanden.

Während der Aufführung eher verhaltener Applaus, der sich auch am Ende nicht wesentlich steigerte. Ein paar Unverdrossene versuchten zwar den sonst üblichen Premieremjubel anzufachen, aber der Funke wollte auf das übrige Publikum, das zum Teil unmittelbar nach Fallen des Vorhangs sofort den Zuschauerraum verliess, nicht überspringen. Für das Regieteam gab es – was sonst in diesem Haus eher eine Seltenheit ist – einige deutlich vernehmbare Buhrufe.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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