Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Volksoper: „DER OPERNBALL“ ….. heutzutage in Wien, so ganz ohne Charme? Premiere

18.02.2018 | Operette/Musical

Bildergebnis für volksoper der opernball
Marco di Sapia, Carsten Süss. Copyright: Volksoper/ Barbara Palffy

Premiere in der Wiener Volksoper:

17.2.2018: „DER OPERNBALL“ ….. heutzutage in Wien, so ganz ohne Charme?
Hallo, Herr Theophil Schachtelhuber! Oh, Pardon, heißen sie eigentlich nicht Monsieur Beaubuisson? Und der Herr Pappenstiel mit seiner Gattin, der ist ja auch da! Oder …. wäre nicht Georges Duménil sein richtiger Name? Nun, dieser „Der Opernball“ des Richard Heuberger, 1898 im Theater an der Wien uraufgeführt, ist eines der letzten melodienreichen Relikte der ausklingenden Wiener ‚goldenen‘ Operettenjahre. Doch heutzutage ’s ist mal bei uns so Sitte, Gold gegen Bitcoins oder operettig halt gegen Blech auszutauschen. Und statt zu einem strahlenden Opernball geht es hier im mittleren Akt stracks hinein in so eine Art von Nobelpuff mit Sadomaso-Service, Bunnys, Conchita-Double und schließlich banaler Federschlacht.

Regisseur Axel Köhler, im Vorjahr sehr erfolgreich mit einer „Vogelhändler“-Inszenierung in Mörbisch, hat in seiner „Opernball“-Bearbeitung für die Volksoper ordentlich herum gewerkt, führt auf deutsch-gründliche Art in ein heutiges Wien. Gibt´s hier wirklich keinen Charme mehr? Trockene Stimmung am Beginn: Nicht wie im Original im Pariser Wohlfühl-Salon des Duménil – so wie „Die Fledermaus“ ist auch die Handlung dieser Operette von einem französischen Lustspiel abgekupfert – sondern im obersten Stock eines nüchternen Lofts mit Blick auf das Riesenrad. Die Atmosphäre wird dann beim Maskenball im Opern-Bordell auf der Drehbühne schon etwas ausgelassener. „Komm mit mir ins Chambre séparée!“ ist aber auch eine wahre Traummelodie. Und musikalisch lässt Dirigent Alfred Eschwé Heubergers so feines alt-wiener Opererettengespinst mit seinen zahlreichen melodischen Finessen schön heraushören. Spannender wird es bei der Enträtselung aber trotzdem nicht: Die drei in rosa Dominos verhüllten Damen, die ihren Männern einer Liebesprobe unterziehen, bleiben zu wenig charmant charakterisiert. Dazu kommen lange, nur wenig witzige oder erhellende Dialoge, und besonders heimelig oder apart wirkt die ganze Szenerie der Ausstatter Timo Dentler und Okarina Peter auch nicht.

In dieser so auf den Kopf gestellten Komödie müssen Helga Papouschek und Kurt Schreibmayer ein seniles Seniorenpaar mimen – gewinnende sympathische Ausstrahlung haben sie. Kristiane Kaiser, Ursula Pfitzner, Almira Elmadfada, Sieglinde Feldhofer, Martina Dorak sowie Marco Di Sapia, Carsten Süss dürfen ihre Stimmen in Heubergers Melodienkranz aufblühen lassen. Den Komiker-Partien mangelt es an originellen Pointen.

Zustimmenden netten Beifall hat es am Premierenabend jedenfalls für sie alle gegeben. Allerdings: Wären wir nur in Paris geblieben …. so dürften wohl auch die Sänger gedacht haben.

Meinhard Rüdenauer

 

Meinhard Rüdenauer

 

Diese Seite drucken