Wiener Volksoper: „Der Mantel, Gianni Schicchi“, 17. Jänner 2019
Düster und ausdrucksstark die Stimmung am Ufer der Seine, gedrückt, schwer; nach der Pause dann „Comedy“ pur.
Schön diese beiden Meisterwerke von Puccini wieder zu hören, in einer guten musikalischen Interpretation durch das Orchester der Wiener Volksoper unter Lorenz C. Aicher. Das Blech in „Der Mantel“ war manchmal schon sehr stark, was mich aber eigentlich nicht störte.
Michele war wie schon in der Premierenserie Alik Abdukayumov. Als Darsteller hat er sehr viel dazugewonnen, spielt diese traurige, depressive, aber doch gutmütige Person sehr berührend, läßt in der Szene mit Giorgetta, in der er ihre Liebe wiedergewinnen will, vorbildliches Legato und samtweiche Mezzavoce hören, bis dann aller seelische Schmerz aus im herausbricht und es im Affekt zur Mordtat an Luigi kommt, und er mit verzerrtem Blick ins Leere starrt.
Hyuna Ko ist eine sehr ausdrucksstarke Giorgetta, auch sie gezeichnet und durch ihre Gefühle aufgewühlt, stimmlich stark. Der bewährte Mehrzad Montazeri als Luigi ist ein gestandener Tenor und weiß genau, wann er alles geben muss, was ihm auch eindrucksvoll gelingt.
Christian Drescher als Tinca, Yasushi Hirano mit seinem schönen Bass als Talpa, Martina Mikelic als Frugola und der auch in kleineren Rollen immer sehr engagierte Alexander Pinderak vervollständigen mit dem Liebespaar von Burcu Kurt und Martin Dablander ein sehr erfolgreiches Ensemble.
Ja und nun zu Gianni Schicchi, zu dem Gianni Schicchi, nämlich zu Martin Winkler.
Lauretta, sehr schön gesungen von Catalina Bertucci, ging, und das ist jetzt ja keinesfalls böse gemeint fast „unter“, wenn man mit einem guten Fernglas die Mimik Martin Winklers beobachtet. Das ist eine Sensation. Wäre er ein Filmschauspieler würde er sich vor Popularität kaum zu erwehren wissen. Und dahinter dann das Gesicht des begnadeten Komödiantem Karl-Michael Ebner als Gherardo. Das muss man gesehen haben, das sollte einmal gefilmt werden.
Leider sehen das ja die meisten im Publikum nicht so genau. Also auf den Gesang vergisst man da fast, obwohl es sich natürlich um vorzügliche Sänger handelt.
Alle anderen, ebenfalls köstliche Typen, Annely Peebo als Zita auf alt geschminkt (da musste man viel schminken) stimmlich wie immer sehr schön, Birgid Steinberger als Nella, Yasushi Hirano als Betto, Daniel Ohlenschläger als Simone, Morgen Frank Larsen als Marco, Manuela Leonhartsberger als Ciesca,
Thomas Sigwald als Doktor, Christian Drescher als penibler Notar, Heinz Fitzka als Schuster, Jaroslaw Jadczak als Färber und die stummen Rollen Ernst Krispl als verstorbener Buoso Donati und Simon Gaunerstorfer als Gherardino – und natürlich last but not least JunHo You als höhensicherer Rinuccio, alle erweckten sie diese großartige und äußerst unterhaltsame Regiearbeit von Robert Meyer zu einem fulminanten humoristischen Feuerwerk.
Christoph Karner