Wiener Volksoper: „Der fliegende Holländer“, 7.5.2022
Über diese wirklich mitreißende Holländervorstellung muss man einfach ein paar Zeilen schreiben. Ben Glassberg dirigierte das auf sehr hohem Niveau spielende Volksoperorchester und den stimmlich, musikalisch, aber auch darstellerisch beeindruckenden Chor.
Die Solisten waren dann überhaupt alle ausgezeichnet, mit jeweils sehr charakteristischen, interessanten Stimmen mit sehr individuellem Charakter.
Josef Wagner. Foto: Barbara Palffy
Josef Wagner mit seinem Prachtbariton scheint wirklich eine Idealbestzung für den Holländer zu sein, sowohl von Erscheinung als auch stimmlich. Bei seiner Szene „Wie aus der Ferne längst vergang’ner Zeiten“ kommt sein weiches, edles Timbre besonders gut zur Geltung. Da kommt schon die Erinnerung an manch Großen der Vergangenheit auf. Auch Stefan Cerny mit seinem mächtigen, kernigen Bass ließ als Daland keine Rechnung offen. Anna Gabler, die man aus der Wiener Staatsoper kennt, war eine sehr gute Senta, die an den entscheidenden Stellen immer wieder aufhorchen ließ.
Die schwierige Partie des Erik wurde von Jason Kim ausgezeichnet mit seiner schönen, kraftvollen Tenorstimme gegeben. Das ist wirklich ein Klassesänger. Und auch bei David Kerber als Steuermann kommt man nicht umhin aufzuhorchen. Kraftvoll, klangschön, da wird man in der Zukunft noch viel hören. Stephanie Maitland hat als Mary ja nicht sehr viel zu singen, aber man hört ihre wirklich schöne, ebenmäßige Altstimme.
Die Inszenierung von Aron Stiehl, die ganz ohne Schiffe, die sich imaginär vor der Bühne befinden, auskommt, arbeitet vor allem mit Lichteffekten, und das durchaus eindrucksvoll, wenn man z.B an den Schatten denkt, den der Holländer wirft, oder die Rottöne beim Erwachen der Mannschaft des Holländers.
Sehr viel Applaus nach der ohne Pause gespielten Aufführung und auffallend viele Bravorufe.
Christoph Karner