Volksoper der FLIEGENDE HOLLAENDER Derniere, am 24.5.2023
Renate Wagner stellte die Frage „Wagner an der Volksoper“; wenn man eine Auffuehrung wie diese zustande bringt, dann: JA, UNBEDINGT.
Ueber die Inszenierung ist schon viel und nicht immer Positives berichtet worden. Ich habe schon weit Schlechteres gesehen. Einen grossen Vorteil hat sie aber: der Buehnenaufbau ist saengerfreundlich, foerdert die Projektion der Stimmen ins Haus und erlaubt den Saengern sicher gute Kontrolle ueber ihren Gesang. Der Aluminiumaktenkoffer stoerte mich aber ein wenig.
Der Chor ist ausgezeichnet und praegnant, vor allem die Maenner. Ben Glassberg versteht sein Handwerk – perfekte Schlagtechnik, grossteils vernuenftige Tempi ( hin und wieder etwas schnell), eine echte, unaffektierte Koerpersprache und besten Kontakt zum Orchester, vor allem zur Konzertmeisterin Bettina Gradinger, die die Streicher sichtlich mit wahrer Freude fuehrte. Da stoerten auch ein paar minimale Froesche bei den Hoernern nicht, die scheinen obligat zu sein…. Das Orchester klang sehr gut, nur wie in letzter Zeit in der Volksoper haeufig bei manchen Stellen etwas zu laut und knallig. Das Publikum geht ja doch in eine Oper um vor allem die Saenger zu hoeren.
David Kerber singt einen guten Steuermann mit kraeftiger, dunkel metallischer Stimme. Stephanie Maitland als Frau Mary etwas zu jugendlich, gesanglich aber korrekt. Bernhard Berchtold hat nicht die richtige Stimme fuer die schwierige Partie des Erik, mit seinem Oratorientenor geht er zwischen Senta und dem Hollaender unter. Anna Gabler ist als Typ und im Spiel eine ideale Senta. Bei der stimmlichen Bewaeltigung ihrer Partie hat sie zwar alles, muss sich aber ziemlich anstrengen. Ihr Timbre ist irgendwie neutral, das piano wird wenig eingesetzt und hie und da stoert Vibrato, trotz allem eine Leistung.
Aus anderem Holz geschnitzt sind Albert Pesendorfer und Josef Wagner, sie stehen kontrolliert ueber ihren Rollen. Pesendorfer hat eine machtvolle, schoene und dunkle Basstimme, ist sehr gut verstaendlich und ist ein ein fast zu sympathischer Daland.
Der Hollaender von Josef Wagner ist ein Ereignis: da stimmt alles, Stimmvolumen, edles Timbre, Textbehandlung, reine Vokale, Durchhaltevermoegen, Ausdruck und Figur.. Er erinnert an die besten Vorgaenger in diesem Fach aus der „guten alten Zeit“ in der Staatsoper hat man seit langen Jahren keinen oesterreichischen Bassbariton mit heldischer Tendenz(Wotan..?…) im Ensemble gehabt. Ausnahme Groissboeck, der aber fuer mich stimmlich tiefer liegt.
Sehr erfreulich der grosse Anteil von jugendlichem Publikum, Logen und Parterre fast voll, weniger erfreulich – die Frau Direktor hoert das nicht gerne- die schuetter besetzte Galerie und zt auch Balkon, also der billigeren Plaetze. Eine so gute Auffuehrung verdient besseren Besuch…am Schluss stuermischer Applaus,
der Volksoper kann man zu dieser Vorstellung gratulieren
alcindo