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WIEN/ Volksoper: „COPPÉLIA“.  – erfolgreiche Wiederaufnahme mit vielen gelungenen Debuts

08.10.2023 | Ballett/Performance

Volksoper 07.10.2023: „COPPÉLIA“.  – erfolgreiche Wiederaufnahme mit vielen gelungenen Debuts

Der Herbst bringt den Ballettinteressierten die Begegnung mit drei beliebten Handlungsballetten. Nach „Don Quixote“ im September in der Staatsoper ist der Oktober  ebendort den Vorstellungen von „Giselle“ sowie in der Volksoper den Aufführungen von „Coppélia“ gewidmet.

Dieses entzückende Ballett in drei Akten zur Komposition von Léo Delibes wurde 1870 in Paris uraufgeführt. Angeregt durch E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ schufen Charles Nuitter und Arthur Saint-Léon damals das Libretto zu „Coppélia oder das Mädchen mit den Emailleaugen“, war doch das Thema Mensch und Maschine im ausklingenden 19. Jahrhundert höchst aktuell. Die Originalchoreografie stammt ebenfalls von Arthur Saint-Léon und wurde 1973 für Paris von Pierre Lacotte sorgsam rekonstruiert bzw. adaptiert,  indem er auch den oftmals gestrichenen 3. Akt wieder einfügte und mit diesem abschließenden Divertissement den Handlungsbogen stimmig abrundete.  Die Wiener Erstaufführung dieser Version von Pierre Lacotte fand 2019 hier im Opernhaus am Gürtel statt. Mit der begeistert akklamierten Wiederaufnahme kehrt nun dieses Werk passend zum 50 Jahre Jubiläum der Rekonstruktion zurück auf die Wiener Bühne – leider ist sein Schöpfer im April des heurigen Jahres verstorben und konnte diesen Erfolg nicht mehr erleben. Beim familienfreundlichen 18.00 Uhr-Beginn waren viele Kinder im Publikum, auch Tänzer der Compagnie wurden mit Nachwuchs gesichtet und alle fanden sichtliches Vergnügen am Dargebotenen.

Der Ballettabend war von vielen Rollendebuts in der Volksoper geprägt. Allen voran reüssierte Kiyoka Hashimoto als Swanilda durch mädchenhaften Liebreiz, ausdrucksstarkes Spiel und feine Technik. Selbstbewusst und mutig dringt sie rollenentsprechend ins Haus des geheimnisvollen Coppélius ein um ihre vermeintliche Widersacherin, das im Fenster sitzende lesende Mädchen, zur Rede zu stellen. Erkennend, dass es sich nur um eine automatische Puppe handelt, unternimmt sie nun alle Anstrengungen um ihren Verlobten Franz zu retten, der vom Puppenmacher festgehalten wurde um seine Lebensgeister eben jener schönen Puppe Coppélia einzuhauchen und sie damit zum Leben zu erwecken.
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Glücklich vereint: Kiyoka Hashimoto als Swanilda und Alexey Popov als Franz. (Copyright: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor)

Als Franz überzeugte Alexey Popov durch Charme und Ausdruckskraft sowie durch edle Linie und technische Stärke im Tanz. So kann man es ihm auch nicht übel nehmen, dass er sich in die schöne am Fenster sitzende Unbekannte verguckt und ihr Geheimnis aufspüren will. Dank des tatkräftigen Einsatzes von Swanilda wird er gerettet und der Hochzeit mit seiner Verlobten steht nun nichts mehr im Wege. Die beiden harmonierten wunderbar und begeisterten das Publikum sowohl durch die intensive Spielfreude als auch durch technische Präzision.

Auch Jackson Carroll gab sich bei seinem ersten Auftritt als kauziger Puppenmacher Coppélius geheimnisvoll wie unheimlich, wirkte jedoch manchmal fast hexenhaft behende statt alt und gebrechlich.

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Jackson Carroll als unheimlich-seltsamer Puppenmacher Coppélius (Copyright: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor)

Auch die Interpretationen der übrigen kleinen Solopartien gefielen: Alaia Rogers-Maman (Aurora), Eszter Ledán (Die Nacht) und Andrey Teterin (Die Abenddämmerung).  

Das Corps de ballet war sehr gut studiert und sorgte für den tänzerischen Schwung in den vielen Ensembleauftritten in der idyllischen Atmosphäre der galizischen Kleinstadt (Realisierung Bühne nach Originalentwürfen: Jean-Luc Simonini, Realisierung der entsprechenden farbenfrohen Kostüme: Michel Ronvaux).

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Pittoreske Ausstattung und mit Verve tanzendes Ensemble (Copyright: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor)

Alfred Eschwé als routinierter Dirigent vor allem von Oper, Operette und Konzert aber auch mit Balletterfahrung (u.a. Premiere von  „Anna Karenina“ oder die Eröffnungen vom Wiener Opernball 2009 und 2010) leitete das mit viel Animo spielende Orchester mit großer Umsicht und differenzierten Tempi des flotten bis dramatischen Melodienreigens.

Ira Werbowsky

 

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