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WIEN/ Volksoper: AXEL AN DER HIMMELSTÜR von Ralph Benatzky

18.09.2016 | Operette/Musical

Premiere Volksoper 17.September 2016 „Axel an der Himmelstüre“ von Ralph Benatzky

Mit triumphalen Auftakt in die neue Saison

Bildergebnis für wiener volksoper axel an der himmelstür
Bettina Mönch, Andreas  Bieber. Copyright: Barbara Palffy/ Wiener Volksoper

Einfach Phänomenal – und atemberaubend schön, Kostüme (Daria KORNYSHEVA) Bühnenbild (Sam MADWAR) und Choreographie (Andrea HEIL) in der Inszenierung von Peter LUND. Der Großmeister, derzeit einer der besten unter den deutschen Regisseuren im Unterhaltungsgenre Singspiel, Operette und Musical, sprühte in seiner Regiearbeit nur so voller Ideen, die diese Produktion zu einen wahren Triumph werden ließ. In Berlin ist der Autor und Regisseur schon sein langem ein Markenzeichen und wer seine früheren Produktionen noch von der Neuköllner Oper in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Thomas Zaufke („Babytalk“, „Elternabend“ und „Mein Avatar und ich“)kennt, weiß bereits das Peter LUND als Garant für Erfolgsproduktionen steht. Berliner Humor ist natürlich immer dabei und seine eigene Handschrift, wie bei einem Maler oder Dichter, die einfach nicht mehr wegzudenken sind. Seine Regieführung ist einzigartig wo selbst die kleinste Rolle sich zu einer Hauptfigur entpuppt, und wie sagt man so schön „es gibt keine kleinen Rollen – nur schlechte Schauspieler. Doch in dieser Inszenierung waren selbst die kleinsten Rollen ideal besetzt, wo jede Pointe, Geste und Mimik, mit hohem Grad der Darstellung und Schauspielkunst zum Ausdruck kamen. Alles dreht sich, bewegt sich, in dem nostalgischen Bühnenszenarium, welches die längst vergangene Stummfilm-Ära der 20er-Jahre wieder neu aufleben lässt. Die Hollywood Atmosphäre wie in einem Schwarz-Weiß-Film hier opulent dargestellt, duldet keine langen Atempausen. Denn hier wird neben der Spielfreude mit einem ungeheuren Tempo gespielt, gesungen und getanzt, sodass selbst vonseiten des Publikums an diesem Abend hier wohl kaum jemand gähnend oder gelangweilt im Parkett saß.

Als Ralph Benatzkys Operette „Axel an der Himmelstüre“ am 1.September 1936 am Theater an der Wien uraufgeführt wurde, da stand Zarah Leander auf der Bühne, und wurde über Nacht zum Star. Doch ein absoluter Überraschungseffekt war Bettina MÖNCH in dieser Neuinszenierung zu erleben, hier in der Rolle des Stummfilmstars Gloria Mills sie doch viel Eleganz und Glamour versprühte. Man darf mit Freude verkünden, dass hier ein neuer Star an diesem Abend geboren wurde, der auch ein wenig durch Kostüm und Maske an den amerikanischen Stummfilmstar Gloria Swanson erinnerte. Denn Bettina Mönchs Starallüren und Launen sind schauspielerisch überzeugend, und dabei versprüht sie nicht nur Charisma und Sex – Appeal, sondern überzeugt mit einer großartigen Musicalstimme, die facettenreich und manchmal sogar sehr lyrisch sein kann. Mit Andreas BIEBER (Axel Swift; Reporter) sind sie das Traumpaar schlechthin. Beiden ist es gelungen in die Fußstapfen von Zarah Leander und den schon lang vergessenen Max Hansen zutreten, und das mit einer derartigen schauspielerischen und gesanglichen Überzeugungs- und Ausdruckskraft, sodass hier wahre Freude und Begeisterung auch beim Publikum zu beobachten war. Mit einer ordentlichen Portion Humor und aller Quirligkeit präsentierte sich Johanna ARROUAS, zunächst als zickige Sekretärin, und infolge darauf als die kesse Jessie Leyland. Ihr Partner Boris EDER, ebenso in zwei Rollen präsent, überzeugte hier insbesondere als Ottakringer Friseur, trumpfte mit einigen Pointen auf, die saukomisch waren, wobei überhaupt durch die vielen eingebauten Gags das Lachen nicht zu kurz kam. Zu erwähnen wäre noch Kurt SCHREIBMAYER als souveräner Filmproduzent und Gerhard ERNST als bürokratischen, zeitweise dusseligen Kriminalinspektor. Wie auch Stephan BISCHOFF, Maximilian KLAKOW, Oliver LIEBL, Roman MARTIN, Jakob SEMOTAN und der Rest des Ensembles. Ohne sie alle wäre diese Operettenkomödie, die wie in einem Schwarz-Weiß-Film in den verschiedensten Grauschattierungen, live auf der Bühne seine Wiedergeburt fand, wohl kaum vonstatten gegangen.

Auch musikalisch gibt dieses Werk einiges her, wo neben den anderen musikalischen Highlights der Song „Gebundene Hände“ ein ausgesprochener Ohrwurm ist, der im Zuschauerraum von einigen mitgesummt und mitgebrummt wurde. Dirigent Lorenz C. AICHNER zeigte hier musikalisches Fingerspitzengefühl und eine gute Führung in Zusammenarbeit mit Solisten und Orchester. Die dramaturgische Bearbeitung von Helene SOMMER und Christoph WAGNER – TRENKWITZ  taten ihr Übriges, dass diese Produktion alle Erwartungen übertraf und sich höchstwahrscheinlich zu einem wahren Kassenschlager in der jetzigen Spielzeit entpuppen wird. Diese Inszenierung ist ein absolutes Muss – denn wo sonst kann Operette so schön sein – wenn nicht hier an der Wiener Volksoper!

Wahre Beifallsstürme, Standing Ovations und viele Bravorufe für Ensemble und Regieteam, das wieder einmal bewies das „Kunst kommt von Können“ hier immer wieder seine neue Bedeutung findet.

Manuela Miebach

 

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